Erwartungen Der Deutsche Bauerntag in Erfurt steht unter dem Motto „Veränderung gestalten“.
Wo sehen Sie persönlich Veränderungsbedarf in der Politik, der Gesellschaft und der Landwirtschaft?
Die von der Politik gewünschten Veränderungen in der Tierhaltung können nur in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten erreicht und über einen längeren Zeitraum verwirklicht werden. Neben Produktivität und Leistung gehört heute eine gute Öffentlichkeitsarbeit zu jedem modernen Unternehmen. Jeder Landwirt wird sich aktiv und kreativ über seine Außenwirkung Gedanken machen und so die regionale Akzeptanz für das eigene Unternehmen erreichen. Die zunehmende Entfremdung der Gesellschaft von der Landwirtschaft führt zu einer leicht beeinflussbaren Sichtweise. Eine gut überlegte und gemeinsam finanzierte Kampagne kann kontinuierlich Informationen über unsere Arbeit vermitteln und negativen Einstellungen entgegenwirken.
Hendrik Lübben,
Delegierter aus der Wesermarsch
Die Politik muss ihren opportunistischen Ansatz verlassen und für ihre Ziele Zeithorizonte festlegen, sie darf nicht abrupt den Hebel umlegen. Das Landvolk diskutiert seine Ausrichtung mit Tausenden Bauern in den Ortsvereinen, das gibt uns eine Legimitation, die nicht in Zweifel zu ziehen ist.
Im Dialog mit der Gesellschaft benötigen wir eine neue Qualität. Landwirte müssen erklären, warum sie bestimmte Entwicklungsschritte gemacht haben, zurzeit werden diese nicht analysiert, sondern nur kritisiert.
Einige Landwirte verfolgen bei ihrem Weg in die Zukunft recht egoistische Ansätze. Das bringt uns als Branche in eine Ecke, die Akzeptanz kostet. Wir müssen zusammen wieder solidarischer agieren.
Reinhard Garbade,
Delegierter aus Osterholz
Die grundsätzliche Forderung an die Politik ist die Verlässlichkeit, das scheint schwierig durchzuhalten zu sein. Manche Vorgaben aus der Politik brauchen jedoch Zeit für eine vernünftige Umsetzung. Die Agrarumweltmaßnahmen sind dafür ein Beispiel: Der Landwirt hat alles für den Betrieb durchgeplant, dann wird von einem auf den anderen Tag eine komplette Agrarumweltmaßnahme gestrichen.
Wir Landwirte müssen in erster Linie die Entfremdung der Bevölkerung im Dialog aufbrechen. Ein großer Teil der Gesellschaft hat leider nicht bemerkt, wie sich die Landwirtschaft im Laufe der Jahre verändert hat. Das beginnt schon im Bekanntenkreis oder im eigenen Ort. Man sollte sich nicht raushalten nach dem Motto „Die machen das schon“.
Jens Brandes,
Delegierter aus Northeim