Landesweit nur knapper Durchschnitt

Landesweit nur knapper Durchschnitt -

Getreideernte Mit großen regionalen Unterschieden geht die Getreideernte in diesen Tagen in Niedersachsen in den Endspurt. Ein witterungsbedingt schwieriges Jahr hat durchaus einige positive Überraschungen, aber auch viele Enttäuschungen für die Landwirte bereitgehalten. In der Summe korrigiert der Landesbetrieb für Statistik in einer aktuellen Prognose die Ertragsschätzung leicht nach oben.
Als wichtigste Getreideart hat der Winterweizen die zum Winterausgang durch Spätfröste verursachten Schäden  nicht mehr ausgleichen können und liefert deutliche geringere Erträge gegenüber anderen Jahren. Landesweit liegt die Erntemenge mit 2,6 Mio. t noch um 15 Prozent unter dem schwachen Vorjahresergebnis, der Durchschnittsertrag erreicht mit acht t/ha knapp das langjährige Mittel. Auch der als Ersatz für ausgewinterte Flächen gesäte Sommerweizen erfüllt mit durchschnittlich 6,8 t/ha vielerorts bei weitem nicht die Ertragserwartungen. „Mit 5,5 Mio. t Getreide erreichen wir landesweit dennoch nur ein knapp durchschnittliches Ergebnis“, kommentiert Jürgen Hirschfeld als Vorsitzender im Ausschuss Pflanzliche Erzeugnisse des Landvolkes Niedersachsen  die neuesten Zahlen. Die feuchte Witterung im Juni und Juli hat noch stärkere Ertragsdepressionen über die Kornfülle verhindert und damit auch gute Qualitäten abgesichert.

Große Unterschiede

Bundesweit hat der Raiffeisenverband die Ertragserwartungen auf 44,2 Mio. t etwas nach oben korrigiert, das Vorjahresergebnis würde damit um 2,3 Mio. t oder 5,5 Prozent übertroffen. Eine deutlich bessere Ernte melden dagegen die Agrarstatistiker aus Schleswig-Holstein, hier soll die Ernte mit 2,8 Mio. t das Vorjahresergebnis um ein Drittel übersteigen. Ausreißer nach oben gab es in Niedersachsen in erster Linie in der Heide, wo die Landwirte die Maitrockenheit durch Beregnung ausgleichen und hohe Erträge absichern konnten. Im Südniedersächsischen und entlang der Weser hat der Spätfrost die Erträge ebenso nach unten gedrückt wie Gänsefraß auf den Marschböden an der Küste. In diesem Jahr war zudem weniger ackerbauliches Geschick ein Garant für hohe Erträge als vielmehr die passende Witterung zum rechten Zeitpunkt, resümiert der Ackerbauer Carl Noosten aus Norden.

Versöhnliches Ende

Die witterungsbedingten Kapriolen des Jahres 2012 setzten mit stabilem Hochdruckwetter in der Erntezeit einen versöhnlichen Schlusspunkt unter ein schwieriges Jahr. Die Landwirte haben am Wochenende Hoch Achim genutzt, so dass die Ernte jetzt früher als erwartet in der Schlussphase ist. In vielen Regionen haben die Mähdrescher ihre Arbeit bereits erledigt, aber auch an der Küste könnten innerhalb dieser Woche fast alle Getreidefelder abgeerntet sein.
Einen kleinen Ausgleich für die knapp durchschnittliche Gesamternte bieten zurzeit die Preise. Sie sind erstmals in der Ernte nicht gesunken, sondern gestiegen. Allerdings können die Landwirte nicht ausschließlich die aktuellen Preisspitzen nutzen. „Im Durchschnitt erreichen wir nur ein Preisniveau von rund 200 Euro je Tonne“, relativiert Hirschfeld die derzeitigen Notierungen. Er weist außerdem darauf hin, dass die Getreidepreise nahezu exakt auf dem Niveau der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts liegen. Für Landwirte, die ihr Getreide verfüttern oder Futter zukaufen müssen, schlägt das derzeitige Preisniveau dagegen als Kostenfaktor zu Buche. Energie, Dünge- oder Pflanzenschutzmittel und Löhne stehen bei allen Betrieben den höheren Verkaufspreisen für Getreide gegenüber und belasten die Bilanzen.

Höhere Preise

Auch die Mühlen klagen über Rekordpreise von aktuell 250 Euro/t für einfachen Brotweizen und bis zu 285 Euro/t für Qualitätsweizen. So viel sei in den vergangenen 25 Jahren zur Erntezeit noch nie bezahlt werden, hieß es auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes Deutscher Mühlen in Berlin. Damit sei Brotgetreide heute um 25 bis 35 Prozent teurer als vor Jahresfrist. Ob die hohen Getreidepreise auch Preiserhöhungen bei Brot und Brötchen nach sich zögen, müssten allerdings die Bäcker beantworten. Die haben inzwischen bereits „Anpassungen“ im Preis angekündigt. Das Bäckerhandwerk nennt nicht nur höhere Getreidepreise, sondern auch gestiegene Kosten bei Energie und Löhnen als Grund. Wegen des scharfen Wettbewerbs werden aber keine großen Preissteigerungen prognostiziert. Auch der Handelsverband spricht von einer preisdämpfenden Wirkung des Wettbewerbes.
Br/red