Miese Ernte – Bauern sind enttäuscht

Miese Ernte - Bauern sind enttäuscht - Foto: Landpixel
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DBV-Bericht Die diesjährige Getreide- und Rapsernte fällt nach schwierigem Verlauf deutlich geringer aus als im Vorjahr. Weil niedrige Erträge noch dazu auf schwache Märkte treffen, spitzt sich auch für Ackerbauern die Lage zu.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) setzt die aktuelle Getreideernte noch niedriger an als der Deutsche Raiffeisenverband (DRV). Dieser hatte wenige Tage zuvor in seiner letzten Ernteschätzung für 2016 ein Getreideaufkommen von 44,87 Mio. t prognostiziert. In seinem dritten und letzten Erntebericht erwartet der DBV bei Getreide inklusive Körnermais eine Erntemenge von insgesamt 43,55 Mio. t – das wären 5,32 Mio. t oder elf Prozent weniger als 2015. Das langjährige Mittel würde demnach um knapp acht Prozent verfehlt. Auch die Rapsernte bleibt mit 4,47 Mio. t hinter dem Vorjahresergebnis zurück; sie fiel laut DBV um 10,8 % kleiner aus. Hier liegen beide Verbände nahezu gleichauf in ihrer Schätzung. DBV-Präsident Joachim Rukwied sprach vor Journalisten in Berlin von einem enttäuschenden Ergebnis. Ertragseinbußen in diesem Ausmaß habe man vor der Ernte nicht erwartet. Die wirtschaftliche Situation der Ackerbaubetriebe spitze sich zu, nachdem die Erzeugerpreise bereits seit geraumer Zeit auf niedrigem Niveau verharrten, stellte Rukwied fest. Dafür macht er die gute internationale Versorgungslage verantwortlich, weshalb der DBV-Präsident vor Jahresende auch keine nennenswerte Befestigung der Getreidepreise erwartet. Chancen rechnet sich Rukwied danach wegen der durchwachsenen Qualitäten vor allem für Aufmischweizen aus. Er befürchtet aber, dass etliche Ackerbauern wegen ihrer angespannten finanziellen Situation nicht den nötigen Spielraum für lange Lagerzeiten und das Spekulieren auf bessere Preise haben.

Die Erträge litten im Nordosten Deutschlands unter Auswinterung und Trockenheit, im Großteil des übrigen Landes hingegen unter anhaltend hohen Niederschlägen. Die Kartoffel-, Obst- und Gemüseernte wird laut Verband in vielen Regionen ebenfalls durch die feuchtwarme, sonnenarme und unbeständige Witterung beeinträchtigt. Die meisten Kulturen litten deshalb unter einem hohen Krankheits- und Schädlingsdruck. Die Ertragserwartungen bei den Kartoffeln sind derzeit durchschnittlich bis gut. Kein einheitliches Bild zeigt sich beim Obst. Bei Äpfeln wird ein Anstieg um acht Prozent zum Vorjahr erwartet, beim Beerenobst mit Einbußen gerechnet.
AgE/red