Unser schönes Bundesland Niedersachsen wird 70. Zu Recht trägt es den Zusatz Agrarland, denn ohne Landwirtschaft wäre das Land nicht das, was es auszeichnet. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft bleibt die wichtigste Wirtschaftskraft im ländlichen Raum, sie prägt die Dörfer, die Landschaften und die Natur. Sie sorgt jeden Tag für einen reichhaltig gedeckten Tisch. Letzterem kam vor 70 Jahren noch eine weitaus größere Bedeutung zu als heute. Die Menschen wollen heute nicht allein satt werden, sie wollen sichere Lebensmittel, „fair“ oder „biologisch“ erzeugte Produkte, sie wollen ein gutes Gefühl haben, wenn sie Milch und Eier oder Fleisch, Gemüse und Obst einkaufen.
Allen Wünschen kommen wir Landwirte nach – und wir bieten noch weitaus mehr! Unsere Höfe sind moderner geworden, mit jedem neuen Stall sorgen wir für mehr Tierwohl, engagieren uns im Natur-und Umweltschutz, liefern Bioenergie und bieten jungen Menschen einen zukunftsweisenden Ausbildungsplatz. Die Zahl der Höfe hat sich dramatisch verringert, aber Landwirtschaft gehört weiter zum Dorf, wir Landwirte bleiben vor Ort. Wir haben viele Innovationen aufgegriffen und umgesetzt und viele Krisen gemeistert: Tierseuchen, ich erinnere nur an die großen Schweinepestzüge zum Ausgang des vorigen Jahrhunderts. Wir haben Naturkatastrophen erlebt wie die großen Waldbrände 1975, die Sturmflut mit Deichbrüchen 1962 und immer wieder Dürrejahre. Heute treffen uns noch mehr die Krisen im Markt, aktuell erleben fast alle unsere Betriebsleiter, wie hart Baissejahre sein können. In früheren Zeiten waren sie von dem lauten Ruf nach dem Staat begleitet, im Zeitalter der Globalisierung müssen wir Landwirte uns zuallererst auf unsere unternehmerischen Fähigkeiten konzentrieren. Staatliche Hilfen müssen aber den Rahmen und den unternehmerischen Spielraum bewahren und zugleich in einer sozialen Marktwirtschaft den Absturz verhindern. Dabei sind Politiker mit fachlicher Expertise, Entscheidungsfreude und Vertrauen in unser Handeln gefragt. In Niedersachsen haben wir diese Zusammenarbeit nicht nur mit den Fachministern, sondern ganz besonders auch stets mit den Ministerpräsidenten pflegen dürfen.
Gemeinsam nutzen wir das Landesjubiläum nicht nur als Anlass, Bilanz zu ziehen, wir richten den Blick vielmehr in die Zukunft. Veränderung wird ein stetiger Partner bleiben, sie kann Herausforderung sein, manchmal auch bedrohlich empfunden werden, aber selbstverständlich auch zu Neuem und Besserem anregen. Stillstand ist immer Rückschritt, Technik und moderne Technologien lassen sich nicht aufhalten. Manches wird heute zu Recht kritischer gesehen als in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, ist doch auch unser Wissen enorm gewachsen. Wir Landwirte sehen das Agrarland Niedersachsen nicht nur von dem Standpunkt des hier verwurzelten Bauern, der zwischen Nordsee und Harz seinen Hof bewirtschaften darf. Wir sind eingebunden in die deutsche und europäische Agrarpolitik, unsere Produkte sind regional erzeugt und weltweit gefragt. Das ist das, was uns antreibt und jungen Menschen Mut macht. Vor 70 Jahren bei knapper Versorgungslage hätte davon niemand zu träumen gewagt im Agrarland Niedersachsen.