Zum Jahreswechsel

Zum Jahreswechsel - Werner Hilse
Werner Hilse

Liebe Bäuerinnen und Bauern,
die besinnliche Zeit zwischen den Jahren bietet uns allen Gelegenheit zur Rückschau, zum Innehalten und natürlich dazu, Pläne oder Vorsätze für das neue Jahr zu fassen. Uns Landwirten hat das jetzt auslaufende Jahr zweifelsfrei einiges abverlangt. Die Absatzmärkte sind geprägt von politischen Motiven vor allem durch das Russlandembargo.

Auch die gute weltweite Versorgung mit Agrarrohstoffen zeigt uns, dass es nicht nur Aufwärtsbewegungen, sondern auch Abwärtstrends geben kann. Sauenhalter und Schweinemäster müssen den Preisdruck schon viel zu lange aushalten, und sehen sich gleichzeitig mit vielen neuen Ansprüchen unserer Gesellschaft konfrontiert. Auch der Milchmarkt steht wieder einmal unter Druck. Damit bin ich auch schon beim Thema Tierhaltung. Hierzu hat es in jüngster Zeit hitzige Debatten gegeben.

Wir Landwirte sind bereit, neue Wege mitzugehen. Sie müssen jedoch praktikabel sein und nicht zu Verschlechterungen an anderen Stellen führen. Die Tierwohlinitiative, die vom Handel unterstützt und gefordert und ganz maßgeblich vom Berufsstand mit auf den Weg gebracht wurde, ist ein gutes Beispiel. Dem Projekt ist viel Erfolg zu wünschen. Erstmals geht es nicht um ein Label, sondern um eine breite, auf Freiwilligkeit basierende Initiative. Im nächsten Jahr wird sie bei den Schweinen und in der Geflügelhaltung umgesetzt. Wir wünschen uns viel Zuspruch. Wir wollen nicht zuletzt auch unsere Bereitschaft zeigen, mitzumachen, wenn wir dafür einen entsprechenden Ausgleich erhalten.

Mit großer Spannung geht es nach intensivem, auch kontroversem und manchmal zähem Ringen um die neue EU-Agrarpolitik nun an die Umsetzung der in Brüssel gefassten Beschlüsse. Das Landvolk Niedersachsen hat sich von Beginn an in die Verhandlungen konkret eingebracht. Einige Vorschläge, beispielsweise die zu weit gehenden Greening-Absichten, konnten abgemildert werden.
Unter dem Strich müssen wir uns aber leider auf deutlich mehr Bürokratie einstellen; denn komplizierter wird es allemal. Es stimmt mich dennoch optimistisch, dass der neue EU-Agrarkommissar Phil Hogan die Umsetzung des Reformpaketes offenbar pragmatisch angehen will. In einem ersten Gespräch, das wir kürzlich in Brüssel mit ihm führen konnten, hat er bereits zugesagt, bei der 2016/17 anstehenden Überprüfung das Augenmerk auf einfachere Regeln zu richten. Der Ire ist nach meiner Einschätzung offen für sachlich fundierte Hinweise und aufgeschlossen gegenüber den Anregungen aus der Praxis.

Beharrlichkeit zahlt sich hoffentlich aus. Mit diesem Wunsch blicken wir Landwirte in Niedersachsen auf die landespolitische Bühne. Nach einer langen Zeit heftiger verbaler Attacken auf die Landwirtschaft hören wir nun doch auch andere Töne von der Landesregierung. Bei der Arbeit am Tierschutzplan macht man sich endlich die von uns immer wieder geforderte Folgenabschätzung zu Eigen. Damit könnten wir alle zu praktikablen Lösungen kommen. Nach der heftigen Kritik an der Novelle des Landesraumordnungsprogrammes hat man eingelenkt und deutliche Änderungen  angekündigt. Alle Betroffenen sind gespannt darauf, wie die neuen Vorschläge aussehen werden.

An dieser Stelle bedanke ich mich ausdrücklich für die tatkräftige Unterstützung. Der gesamte ländliche Raum sowie unzählige Organisationen und Verantwortungsträger haben zu diesem Neustart ihren Teil beigetragen. Das ist ein Beleg dafür, dass es sich lohnt, gemeinsam und leidenschaftlich für eine Sache zu kämpfen – mit überzeugenden Argumenten und mit Ausdauer. Ich vertraue weiter auf den Zusammenhalt im Berufsstand und in unseren Dörfern. Er ist uns allen Verpflichtung für den ländlichen Raum, unsere Betriebe und unsere bäuerlichen Familien.

Ihnen allen wünsche ich eine geruhsame, besinnliche Weihnacht, eine entspannte und friedliche Zeit mit Ihren Familien sowie für das neue Jahr Gesundheit, Glück, Erfolg und Gottes Segen.
Ihr
Präsident
des Niedersächsischen Landvolks

Werner Hilse