PM: Ein erhöhter Brunnen beeinflusst viele Landwirte

27.4.2021, Pressetext zu den roten Gebieten

Am 20.4. hat die niedersächsische Landesregierung die neue Landesdüngeverordnung verabschiedet. Sie regelt mit etwas veränderten Grundlagen aber gleichwohl, wie viel ein Landwirt düngen darf. Dabei müssen Landwirte in den sogenannten roten Gebieten mit erheblichen Einschränkungen in der Düngung rechnen.

Erstellt wurden die roten Gebiete anhand des Messstellennetzes des Landes. „Dieses Netz weist erhebliche Mängel auf.“, kommentiert Detlef Kreye, 1. Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Oldenburg. „Wir haben bereits mit einem Gutachten im letzten Jahr herausgefunden, dass viele Brunnen für eine aussagekräftige Repräsentativität nicht geeignet sind.“ Gemessen wird der Nitratwert im Wasser im oberen Grundwasser bis zu einer Tiefe von bis zu 20 Meter. Dieser darf nicht über einem Wert von 50 mg/l liegen.

Die Tendenzen der Brunnen der letzten Jahre werden dabei betrachtet.  Trotzdem finden gleichzeitig aber auch nur theoretische Rechnungen zur Düngung und zur Bodenstruktur statt. Auf unseren leichteren Böden, hat der Landwirt keine Chance unter 50 mg/Liter Nitrat zu kommen. Die Berechnungsweise des NLWKN macht es unmöglich. Selbst wenn er gar nicht düngt, reißt er die 50 mg Grenze.

Das wirft für die Praxis dann doch kritische Fragen auf und lässt an der Glaubwürdigkeit dieser zwischenzeitlich sehr emotional geführten Diskussion zweifeln.

Beim Blick auf die Karte für den Landkreis Oldenburg fällt auf, dass anhand der herangezogenen Brunnen nur ganz wenige einen zu hohen Nitrat-Wert aufweisen. Manche sind sogar im Trend fallend. Die Landwirte im Landkreis Oldenburg bemängeln deswegen insbesondere, dass die Wirtschaftsweise auf den Höfen, die Nährstoffvergleiche und Düngeberechnungen keine Berücksichtigung finden. „Der Brunnen, der für die Reduzierung der Düngung auf meinen Flächen verantwortlich ist, liegt 5 km weit entfernt in einem Waldstück.“, erklärt Hinrich Meyer, Landwirt in der Gemeinde Hatten. Ein weiterer Brunnen, der näher an seinem Hof liegt und keine Auffälligkeiten aufweist, wurde nicht beachtet. „Ist nur ein Brunnen rot, wird pauschal das ganze Gebiet herangezogen. Das ist absolut widersinnig und nicht rechtlich zu vertreten.“

Es gibt keine genaue Ursachenforschung. Deshalb hat Hinrich Meyer, wie andere Landwirte auch, selbst Proben des eigenen Brunnens auf dem Hof von einem anerkannten Labor untersuchen lassen.

„Wir versorgen mit dem Wasser unsere Tiere. Die Probe weist einen Wert von deutlich unter 50 mg/ l, nämlich 0,05 mg/l, auf. „Wie kann es also sein, dass ein Brunnen im Wald für meinen Betrieb verantwortlich ist?“ Er fordert eine genauere Betrachtung des Wasserzulaufs zu diesem Brunnen.  

„Wir sind alle an sauberem Wasser interessiert. Die Landwirte tragen eine besondere Verantwortung. Alle anderen Ursachen für erhöhte Nitratwerte finden keine Berücksichtigung und werden von der Landesregierung nicht entsprechend beachtet.“, betont Detlef Kreye. Er fordert die Politik auf, das Thema Wasser fair zu behandeln. „Es wird nicht sachlich fundiert geschaut, warum die Brunnen einen hohen Wert aufweisen. Auch eine Siedlung oder eine Kläranlage in der Nähe können Einfluss haben. Wir fordern eine wissenschaftlich tragfähige Einschätzung. Landwirte pauschal unter Verdacht zu stellen ist absolut nicht zielführend.“ In diesem Zusammenhang weist Detlef Kreye auch für seinen Bereich auf einen Brunnen hin, dessen Grundwasser aus dem Abstrombereich des Vorfluters der ehemaligen Kläranlage der Gemeinde Großenkneten beeinflusst wird. Der Kläranlage als Vorfluter dienender Graben, führt die längste Zeit des Jahres kein Wasser. Allein die Abwässer der Kläranlage bildeten den Wasserstrom. Aus diesem Grund musste die Kläranlage 2005 stillgelegt werden. Über den Reinigungsgrad der alten Kläranlage kann nur spekuliert werden. Der Grundwasserstrom benötigt ca. 30-35 Jahre von der alten Kläranlage bis zum Messbrunnen. Es dauert also noch, bis sich dort Ergebnisse zeigen. Die hier erhöhten Nitratwerte werden jedoch in diesem im Zusammenhang nicht dargestellt und weiter untersucht.“, fasst Kreye zusammen.