Landwirt lässt Inseln im Maisacker frei – Fünf Kiebitz-Paare brüten
L P D – Ganz zufällig hat Alfred Dröse die markanten Vögel mit dem schimmernden Gefieder und dem auffälligen Kopfschmuck vom Trecker aus auf seinen Flächen in Dolgen in der Region Hannover entdeckt. „Ich denke, dass die Kiebitze sich die Fläche ausgesucht haben, weil sie ohne Bewuchs war“, vermutet er. Um den mit Zwischenfrüchten bewachsenen Boden für die Aussaat vorzubereiten, hatte der Landwirt ihn mit einem Totalherbizid behandelt und ihn damit für die Bodenbrüter interessant gemacht. „Die Kiebitze brauchen größere Freiflächen, da sie in lockeren Kolonien brüten“, bestätigt Wolfgang Fiedler, Leiter des Teams Naturschutz West der Region Hannover. So könnten sich die zierlichen Tiere gemeinsam gegen Angreifer wehren. „Ein Brutpaar allein hat keine Chance“, ergänzt er.
Insgesamt brüteten fünf Paare auf der eigens für sie freigelassenen 2,5 Hektar großen Fläche mitten im Maisfeld. Denn Dröse beteiligt sich wie 80 weitere Bauern am Biodiversitätsprogramm der Region Hannover und konnte so kurzfristig und unbürokratisch einen Ausgleich für das ihm nun von der Fläche fehlende Futter für seine 120 Milchkühe beantragen. „Das ist ein großer Vorteil gegenüber den bürokratischen Förderverfahren aus Brüssel“, hebt Volker Hahn, Vorsitzender des Landvolk-Kreisverbandes Hannover hervor.
Seit fünf Jahren fördert die Region Hannover in Zusammenarbeit mit dem Landvolk Hannover und der Stiftung Kulturlandpflege die Einsaat von Blühstreifen, Stoppelbrachen als Futterquelle für Feldhamster oder Altgrasstreifen als Lebensraum für Feldhasen und Wiesenvögel. Die sogenannten Kiebitz-Inseln sind ein neuer Bestandteil im Biodiversitätsprogramm. Denn noch in den 1970er Jahren war der Kiebitz auf Feldern und Wiesen häufig zu sehen. Heute ist der Bodenbrüter aus vielen Agrarlandschaften verschwunden. Mit der Anlage von Rückzugsorten auf Ackerflächen soll der „stark gefährdeten“ Art die Aufzucht ihres Nachwuchses erleichtert werden.
Große Chancen in den kommenden Jahren auch in das Biodiversitätsprogramm aufgenommen zu werden, hat die Anlage von sogenannten Insektenwällen. Dabei wird auf einer Breite von drei Metern die Erde etwa einen halben Meter hochgepflügt. Um ein möglichst breites Nahrungsangebot anzubieten und verschiedene Organismengruppen zu fördern, wird zudem die Anlage von drei Meter breiten Blühstreifen als Puffer zur Feldfrucht empfohlen. „Die Ergebnisse des Pilotprojekts sind vielversprechend“, sagt Björn Rohloff von der Stiftung Kulturlandpflege. So konnten bei den Vegetationsaufnahmen insgesamt 100 Pflanzenarten festgestellt werden. Auf etwa der Hälfte der Probequadrate waren Insektenlöcher zu finden, sowohl auf den Wällen als auch auf den seitlich befindlichen Blühstreifen. (LPD 52/2023)