Deutsche Schwarzbunte Niederungsrinder erleben Renaissance – Fleisch für Kenner
L P D – Was für den Süden Niedersachsens das Harzer Rotvieh, ist das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind für Ostfriesland. „Die Rinder sind an der Küste gezüchtet worden und kommen mit den Gegebenheiten hier gut zurecht“, sagt Dr. Bernhard Schuirmann vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Ostfriesland. Er wirbt für den Erhalt dieser alten Nutztierrasse, die auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten geführt wird. Auch im Winter leben die Rinder von einer Ration mit hohem Grundfutteranteil wie Gras- und Maissilage sowie Heu und Stroh. Auf Kraftfutter wird dagegen weitgehend verzichtet, schreibt der Landvolk-Pressedienst.
Im Sommer laufen die Tiere auf den großen Weiden an der Küste „und freuen sich ihres Lebens“, wie Schuirmann sagt. Vor allem für ökologisch wirtschaftende Höfe, für die dieses Rind zahlreiche Vorteile bietet, aber auch für konventionelle Betriebe, die einen hohen Grundfutteranteil in der Ration anstreben, kann die Haltung des Zweinutzungsrindes eine Alternative sein. „Das ist so mit keiner anderen Rasse möglich“, betont Schuirmann. Er sucht noch Bauern, die sich am Aufbau eines neuen Programms für Qualitätsfleisch beteiligen wollen. Die Rinder haben in den vergangenen Jahren aufgrund ihrer guten Fleischqualität eine Renaissance erlebt. Hotels und Gastronomie, die ihren Gästen etwas Besonderes anbieten wollen, gehören zu den bevorzugten Abnehmern.
In das gleiche Horn stößt eine Studie des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖLN). Verkaufstests im Lebensmitteleinzelhandel hätten gezeigt, dass durchaus Bereitschaft bestehe, Produkte alter Nutztierrassen zu kaufen und dafür auch höhere Preise zu bezahlen. Allerdings erwarteten die Konsumenten auch einen Mehrwert in Form von regionalen Spezialitäten oder einem für die Rasse typischen Geschmack. Liebhaber des besonderen Fleischs könnten dadurch eine wichtige Rolle für den Erhalt alter Nutztierrassen einnehmen.
Laut einer Erhebung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) waren 2019 in Deutschland 54 von 77 einheimischen Rinder-, Schweine-, Ziegen-, Schaf- und Pferderassen als gefährdet eingestuft. Nur mit professioneller Vermarktung und einer gesicherten Nachfrage können landwirtschaftliche Betriebe diese alten Nutztierrassen erhalten. Das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind, das auf den ostfriesischen Weiden grast, könnte eins davon sein. (LPD 46/2020)