Bauern ackern Tag und (manchmal auch) Nacht

Pflanzenschutzmaßnahmen in der Nacht
Um Bienen zu schützen, werden Pflanzenschutzmittel in der Nacht ausgebracht, Foto: Jens Brandes

Landwirte nutzen besonders günstige Witterungen für umweltschonende Bearbeitung

L P D – „Der ackert Tag und Nacht!“ – Was einst eher als Ausdruck für die nicht enden wollende Arbeit auf dem Hof galt und mit Einbruch der Dunkelheit dann doch irgendwann ein Ende fand, hat heutzutage aufgrund modernster Technik noch andere Hintergründe. „Landwirte, die nachts auf dem Acker sind, machen nichts Verbotenes. Im Gegenteil: Wir nutzen die Witterung in unserem Ackerbaubetrieb, um beispielsweise mit der Feldspritze den Winterraps gegen Pilzkrankheiten zu behandeln“, erklärt Landwirt Jürgen Hirschfeld aus Seesen gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. 

Zwar sei das verwendete Pflanzenschutzmittel nicht schädlich für Bienen. „Doch damit die Bienen dennoch nicht mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen, fahren wir erst spät abends nach dem täglichen Bienenflug. So gelangen keine unerwünschten Stoffe in den Bienenstock, und die fleißigen Bienen können weiter Nektar sammeln und dabei Rapsblüten befruchten“, schildert der bienenfreundliche Landwirt aus dem Vorharz die Vorteile des nächtlichen Arbeitseinsatzes.

Des nachts futuristisch blau und weiß auf dem Feld leuchtend sieht das Treckergespann für manchen Beobachter scheinbar furchteinflößend aus. „Durch das blaue Licht können wir die Arbeit der Pflanzenschutzspritze beobachten“, führt Hirschfeld aus. Der Jobrechner der GPS-gesteuerten Spritze überwacht im Cockpit des Traktors die Arbeit und zeigt an, wo noch behandelt werden muss. „Doch all das geht nicht allein nur mit digitaler Technik. Sachkundig und fähig muss der Fahrer schon sein. Eine ständige Fortbildung ist vorgeschrieben, deshalb nehmen wir jedes Jahr an Fortbildungsveranstaltungen teil“, unterstreicht der Landwirt das Wissen und Arbeiten nach guter fachlicher Praxis, über das jeder ausgebildete Landwirt verfügt.

In der Landwirtschaft und besonders in der bevorstehenden Erntezeit gibt es den üblichen 8-Stunden-Tag nicht. „Sicher würden auch Landwirte in der Nacht lieber schlafen als zu arbeiten. Doch leider diktieren oft die Jahreszeit, das Wetter, der Reifegrad der Ernte und noch viele andere Dinge die Arbeitszeit“, zeigt Hirschfeld auf und würde sich über mehr Verständnis in der Gesellschaft hierzu freuen. „Statt im Internet Mutmaßungen anzustellen, warum der Bauern nachts aktiv ist, sollte man einfach mal anhalten und den Landwirt dazu befragen. Ich bin mir sicher, dass der Fragende eine plausible Antwort bekommt, die uns alle voran- sowie Gesellschaft und Landwirtschaft wieder mehr zusammenbringt “, regt der Seesener Landwirt, der für seinen Umwelteinsatz in der Region bekannt ist, an. (LPD 36/2021)

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