„Bauernkind“ & Co lieben das Landleben

„Wir glauben, wir haben inzwischen den Spieß umgedreht. Für Bauernkinder ist es extrem cool und man ist mächtig stolz, die Klamotten zu tragen", meinen die vier Jungs von "Bauernkind": Ansgar Selhorst, Jost Teepker, Lukas Meyer-Tonndorf und Jan Möllenbrink

Wie landwirtschaftliche Modelabel erwachsen werden

L P D – Aus einer spontanen Idee und aus ihrer Liebe zum Landleben haben einst die fünf Göttinger Agrar- und Forstwirtschaftsstudenten Ansgar Selhorst, Jost Teepker, Jannik Altpeter, Lukas Meyer-Tonndorf und Jan Möllenbrink 2019 eine „hippe“ Modemarke kreiert. Mit ihrem Label „Bauernkind“ senden sie bis dato nicht nur modisch, sondern auch gesellschaftspolitisch ihre Botschaft „Sei stolz darauf, ein Bauernkind, ein Dorfkind oder einfach nur vom Land zu sein.“ Fünf Jahre später nach der ersten Idee ist „Bauernkind“ sinnbildlich erwachsen geworden und hat inzwischen viele Nachahmer gefunden, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.

Als 2018 einige Medien zur Grünen Woche das Thema „Mobbing von Bauernkindern“ aufgriffen, kam ihnen die Idee für ihr Label. „Wir glauben, wir haben inzwischen den Spieß umgedreht. Für Bauernkinder ist es extrem cool und sie sind mächtig stolz, die Klamotten zu tragen. Wir freuen uns riesig, wenn Jugendliche, Erwachsene oder Eltern für sich und ihre Kids T-Shirts, Hoodies oder weitere mit dem Slogan Bauernkind bestickte oder bedruckte Accessoires, wie Tassen oder Handtücher, bestellen“, sagt Selhorst, der gemeinsam mit Teepker die Leitung von „Bauernkind“ übernommen hat, während Jannik ausgestiegen ist. Aus den Studenten sind inzwischen erwerbstätige Erwachsene geworden, die ihre gemeinsame Studienstätte Göttingen verlassen haben. Es hat sie stattdessen ins Emsland, Münsterland oder nach Plön verschlagen. „Doch wir treffen uns digital regelmäßig und natürlich zu Foto-Shootings und weiteren wichtigen Absprachen auch persönlich“, berichtet Selhorst.

Die Produktpalette wurde bei dem bei Landwirten beliebten Label innerhalb der vergangenen Jahre stetig erweitert. Die Corona-Zeit haben sie genutzt, um Verpackungs- und Bestellvorgang effektiver zu gestalten. „Das haben wir an einen Dienstleister abgegeben, denn unsere kleinen Studentenbuden haben das platzmäßig nicht mehr hergegeben. Alles andere machen wir aber weiterhin selbst“, schildert Ansgar, dass bis zu 30 Leute in der Helfer-Clique tätig sind. „Gemeinschaft ist, was uns antreibt! – Das leben wir auf dem Land und mit unserem Label!“

Alle vier Jungs arbeiten in der GbR weiterhin mehr oder weniger nebenbei für ihr „Bauernkind“. Neu hinzugekommen sind die Termine bei Hoffesten oder auf Messen, wie z.B. im November auf der „Agritechnica“. Der Austausch mit den Kunden ist für die kreativen nun 30-Jährigen immer noch am wichtigsten, um zu zeigen: Wir vom Land leben nicht hinterm Mond, sondern stehen mit viel Herzblut mitten im modernen (Land-) Leben. „Aber ohne in Klischees zu verfallen. Den Bauern mit Mistforke wird es bei www.bauernkind.de nicht geben“, verweist der 30-Jährige auf die vielen anderen Anbieter, bei denen weniger Emotionen oder Botschaften im Vordergrund stehen.

Mit dem einfachen Verfahren „Print on Demand“ (PoD, Drucken auf Abruf) haben viele Online-Shops das große Feld der Landwirtschaft für sich entdeckt und bieten verschiedenste Gegenstände oder Kleidungsstücke mit Sprüchen rund um Landwirtschaft oder Landleben an. Schon seit 2017 betreibt die gelernte Grafikerin Sabrina Simon ihren Online-Shop www.Dorfkram.de. „Sinn und Zweck von Dorfkram ist den Stolz zu zeigen, ein Dorfkind zu sein, mit tollen, einzigartigen Produkten, die Spaß machen und Freude verbreiten“, erklärt die 39-Jährige. Ihr kam die Idee dazu, als sie Werbung für ein Dorffest machen sollte. „Die Motive kamen super an, egal ob Aufkleber oder die besonderen Wort-Bild-Marken. Das war eine tolle Resonanz, ich habe das Potenzial darin erkannt“, berichtet die kreative und stolze Dorfbewohnerin.

„Die PoD-Technik bietet in der Textildruckbranche kleinen Unternehmen wie mir, die Möglichkeit, Kunden mit tollen Textilien auszustatten, ohne selbst ein großes Lager zu führen. Das verhindert ein übermäßiges Einkaufen von Produkten, schont Unmengen an Ressourcen, wie Drucktinte, Verschleißteile der Maschinen, Strom und natürlich Textilien. Zudem wird heute mit biologischen, auf Wasser basierte Farben gearbeitet“, führt Sabrina Simon aus.

Wie die Bauernkind-Jungs auch ist Sabrina Simon auf Messen und Dorffesten zu finden. „Zum einen ist das eine willkommene Abwechslung zum Online-Shop, zum anderen halte ich so den Kontakt zum Dorf, kann die Reaktionen auf meine Artikel sofort sehen. Man identifiziert sich damit, wenn man es lebt und trägt. Ich fange die Atmosphäre und die Lebenssituation ein und zeige sie so anderen“, fasst die Grafikerin das Verständnis, sich bewusst für das Land- und Dorfleben entschieden zu haben, zusammen – mit 100 Prozent Dorfkind, Traktorliebe und vielem mehr – eben vom Land! (LPD 74/2023)

Silke Breustedt-Muschalla

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