Polen steigert Menge / Niedersachsen ist Bundesland mit geringstem Rückgang
L P D – Mit 71.000 Tonnen (t) weniger verzeichnet Deutschland 2022 europaweit den größten Rückgang bei den Milchanlieferungen gegenüber dem Vorjahr. Es folgen Frankreich und die Niederlande mit minus 56.000 t bzw. minus 49.000 t auf Platz zwei und drei. Polen hingegen konnte seine Milchmenge gegenüber dem Vorjahreszeitraum Januar bis Februar um 74.000 Tonnen steigern, Italien und Österreich folgen nahezu gleich mit 28.000 t und 26.000 t. Diese Zahlen der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung GmbH stellte Nora Lahmann, Referentin Milch im Landvolk Niedersachsen, bei der Sitzung des gleichnamigen Ausschusses vor. So war die Milchanlieferungsmenge im ersten Quartal 2022 in Deutschland mit durchschnittlich 7.713.000 t fast zwei Prozent geringer als im Vorjahr. Niedersachsen verzeichnet mit 0,2 Prozent nur einen geringen Verlust der Milchanlieferungsmenge, diese liegt weiterhin mit 1.771.000 t bei einem Fünftel der deutschen Gesamtmilchmenge. Die rückläufigen Milchmengen sind zum einen auf steigende Produktionskosten, vor allem aber auf Betriebsaufgaben und rückläufige Kuhzahlen bei einer unsicheren politischen Lage zurückzuführen, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.
Auf dem Milchmarkt sind somit die Mengen weiterhin begrenzt. „Es zeigen sich zwar erste schwächere Tendenzen, doch die Molkereiauszahlungspreise sind mit 44 bis 50 Cent pro Liter stabil mit steigender Tendenz“, berichtet Lahmann. Vor allem der Export bringe Wertschöpfung. Allerdings hat der gute Milchpreis auch seine Kehrseite. „Die Preise für Betriebsmittel sind seit der Ukrainekrise extrem gestiegen. Zwar stagnieren die Futterkosten momentan auf hohem Niveau, doch insgesamt müssen die Milchviehbetriebe in Niedersachsen weiterhin mit stark erhöhten Produktionskosten rechnen“, führt die Milchreferentin aus. Demnach müsste der Liter Milch 12 Cent höher gegenüber dem Vorjahr sein, damit die Produktionskosten gedeckt werden. Insbesondere die Verknappung der Energieträger, der Düngemittel und des Getreides durch den Ukrainekrieg lassen weitere Kostensteigerungen erwarten.
Das betrifft auch die gentechnikfreien Milchprodukte. Da die Ukraine Lieferant für gentechnikfreie Futtermittel ist, sind hier weitere Kostensteigerungen zu erwarten – falls sie überhaupt noch geliefert werden können. „Laut dem Lebensmitteleinzelhandel bleiben jetzt schon Mehrwert-Produkte, wie gentechnikfreie Lebensmittel, zunehmend in den Regalen liegen. Diese Entwicklung macht uns Sorgen“, erklärt Ausschussvorsitzender und Landvolk-Vizepräsident, Manfred Tannen. Viele Milchbauern haben beim Verband Lebensmittel ohne Gentechnik, kurz VLOG, mitgemacht, um der Diskussion in der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. „Wir müssen aber mindestens Kostendeckung erreichen, wenn wir höhere Standards bieten. Der Verbraucher ist in der aktuellen Situation, die der Ukrainekrieg für jeden persönlich mit sich bringt, weniger bereit, Mehrwerte auch zu bezahlen. Die Preissensibilität nimmt insgesamt zu“, fasst Tannen zusammen und sieht gemeinsam mit den Ausschussmitgliedern eine Wahrscheinlichkeit, dass Erzeugerbetriebe aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit aus dem VLOG-System aussteigen. (LPD 42/2022)