Es gibt auch Chancen in der Nutztierhaltung

Foto: Landvolk Niedersachsen
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Jochen Borchert vom Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung zu Gast beim Landvolk

L P D – „Am Anfang war die Skepsis aufgrund der Anzahl und der Auswirkungen der Auflagen groß, doch die Empfehlung des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung birgt auch Chancen“, zeigt sich Landvolkvizepräsident Jörn Ehlers zuversichtlich. Diesen Eindruck hat er in einem Gespräch im Landvolkhaus mit dem Vorsitzenden des Kompetenznetzwerkes Jochen Borchert und verschiedenen berufsständischen Organisationen gewonnen. Die Empfehlungen der Borchert-Kommission sehen für Sauenhalter erhebliche Investitionen in ihre Ställe zur Umsetzung von mehr Tierwohl und Umweltschutz vor. Der Bundesrat hat vergangenen Freitag die Entscheidung zu den Änderungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung zwar vertagt. Die Befürchtungen, dass viele Sauenhalter aufgrund der neuen Auflagen aufgeben, sind aber groß, teilt der Landvolk-Pressedienst mit. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat Anfang April vergangenen Jahres das „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“ unter dem Vorsitz des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert gegründet. Es hat die Aufgabe, die Nutztierhaltung in Deutschland zu analysieren, Lösungswege für den Umbau zu einem Mehr an Tierwohl, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit für die Landwirte zu erarbeiten, die gesellschaftliche Akzeptanz der Nutztierhaltung zu verbessern und mögliche Finanzierungsmodelle vorzuschlagen. „Nach den Ausführungen von Jochen Borchert, tun wir gut daran, diese Ideen und Empfehlungen nicht einfach abzuwinken“, erklärt Jörn Ehlers. Das Kompetenznetzwerk schlägt neben der Entwicklung von Zielbildern und realistischen Zeitplänen für deren Umsetzung auch eine Finanzierungsstrategie für die entstehenden Kosten vor. „Interessant ist der Ansatz, dass der Mehraufwand für Tierwohl auch dann gefördert werden soll, wenn der deutsche gesetzliche Tierwohlstandard angehoben wird und über dem EU-Standard liegt. Damit kommt zusätzliches Geld für die notwendigen Stallumbauten ins System. Es findet keine Verschiebung von Geldern aus der 1. in die 2. Säule statt“, zeigt Ehlers einen positiven Aspekt für die Tierhalter auf. Doch weitere Faktoren, wie die Erhöhung der Transparenz von Tierwohlstandards via Kennzeichnungspflicht, um die Verbraucher zu einer höheren Zahlungsbereitschaft für mehr Tierwohl zu bewegen, oder der Aufbau eines Tierwohlmonitorings, sind dazu notwendig und müssen installiert werden. „Die Politik sollte die Vorschläge der Borchert-Kommission wohlwollend prüfen und berücksichtigen“, sagt Ehlers. So sind Fördermaßnahmen im Vorfeld mit der Europäischen Kommission abzustecken, um eine realistische Folgeabschätzung und Machbarkeitsstudie zu erarbeiten. „Klare Rahmenbedingungen sind für uns Landwirte nötig, damit wir eine erfolgreiche Nutztierhaltung und mehr Tierwohl, die eine breite gesellschaftliche Akzeptanz findet, umsetzen können. Wir sind dazu bereit, aber wir brauchen Verlässlichkeit“, betont Ehlers. (LPD 13/2020)