Feld und Flur leben!

Feld und Flur leben! - Foto: Landvolk
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Ein „Lagebericht“ zu Umwelt und Natur von Jürgen Hirschfeld aus dem Vorharz

L P D – Jürgen Hirschfeld, ehemaliger Landvolkvorsitzender im Braunschweiger Land, aus Seesen bewirtschaftet mit seinem Sohn einen Ackerbaubetrieb am nördlichem Harzrand. Mit einem weiteren Kollegen unterhält er eine Betriebsgemeinschaft, in der Milchkühe gehalten werden. Ihn ärgern die ewigen Schuldzuweisungen an die Landwirte. In Gesprächen zeigt Hirschfeld auf, wie es wirklich auf seinen Feldern aussieht, und unter welchen Zwängen Landwirtschaft handeln muss:

„Wer uns in Seesen besucht, wird zunächst von Dutzenden von Schwalben empfangen. Jahr für Jahr werden mehr als 30 Nester von Mehl- und Rauchschwalben bebrütet. Schon mein Großvater hat den Schwalben auch bei größter Trockenheit eine Lehmpfütze „gebaut“. Auch heute noch bekommen sie jeden Morgen ihren Eimer Wasser in das Schlammloch. Dann gibt es zunächst zwar etwas Streit zwischen Spatzen, Krähen, Schwalben und weiter gefiederten Hofbewohnern, aber im Laufe des Tages kommt jeder zu seinem Recht. In der Dämmerung wird der Tiefflug der Schwalben von den Fledermäusen abgelöst. Wer bei uns im Garten ist, hört eine Vielzahl von Vögeln zwitschern, und während der gesamten Vegetation blüht immer etwas. Auch im Feld ist es nicht still. Immer wenn wir über unsere Äcker fahren, steigen Lerchen auf und wenn ich die Maschinen abstelle, höre ich ihr Zwitschern. Auf jedem unserer Felder sind Hasen, Rehe und Füchse zu Haus – leider häufig auch die Wildschweine. Wir haben über Jahrzehnte unsere Rebhühner im Feld. In diesem Jahr habe ich drei Rebhuhnketten gesehen. Feld und Flur leben! Mein Sohn und ich werden mit unseren Berufskollegen weiter dafür sorgen, dass unsere Mitgeschöpfe Platz haben.

Unser Betrieb hat in diesem Jahr 4,5 Kilometer Ackerrandstreifen, 2,5 Hektar (ha) mehrjährige Blühflächen und wir werden auf 30 ha Zwischenfrüchte anbauen. Wir haben fünf verschiedene Kulturpflanzen in der Fruchtfolge. Alles, was wir auf dem Acker und im Stall tun, machen wir mit Augenmaß. Nur so kann Landwirtschaft über Generationen erfolgreich betrieben werden. In den vergangenen drei Jahren habe ich mit meinen Berufskollegen 125 Obstbäume gepflanzt. Zwei Ackerflächen haben wir zu blühenden Bergwiesen umgestaltet, und gemeinsam mit dem forstlichen Bildungszentrum sind Wildbienenhotels entstanden. Jägerschaften, der Landvolkverband und zehn Landwirte haben gemeinsam für die Wiesenmahd Wildwarner angeschafft. Diese lauten „Pieper“ vertreiben beim Mähen das Wild aus der Wiese. Um auch die kleinen Kitze zu finden, suchen wir seit vielen Jahren die Flächen mit Hund und Jagdpächter am Vortag ab. Wir finden immer welche, die wir dann in angrenzende Flächen setzen. Gemeinsam mit den Jägerschaften und dem Nabu wollen wir in Zukunft die Kitze mit Unterstützung von Multicoptern suchen. Probeläufe hat es dieses Jahr schon gegeben. Natürlich – nichts ist so gut, als dass man es nicht verbessern kann. Deshalb haben Landwirtschaft und Landkreis in diesem Jahr einen gemeinsamen Tag zur Gehölzpflege veranstaltet. Profis haben optimalen Gehölzrückschnitt gezeigt und auch den Vertretern von Umweltverbänden die Notwendigkeit der Pflege von Feldgehölzen gezeigt. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer und einer wissenschaftlichen Begleitung wollen wir in einigen Gemarkungen die Pflege der Grabenränder etwas anders durchführen. Andere Technik soll bei der Pflege die Insekten schonen. Das Bergen der Gräser soll dann helfen, dass bei massiven Regenfällen die Gräben nicht verstopfen.

Das von mir hier Aufgezeigte beweist: Wir Landwirte sind uns unserer Verantwortung für Natur und Umwelt bewusst. Wir brauchen nicht mehr Kritik, sondern Unterstützung mit Sachverstand. Wir werden jedes Jahr weniger – die Aufgaben hingegen leider nicht.“ (LPD 41/2018)