Frauen lassen althergebrachte Rollenbilder hinter sich

Katrin Theissing ist Mitglied im Arbeitskreis landwirtschaftlicher Unternehmerinnen
Als größte Herausforderung erlebt Katrin Theissing, dass das Verständnis und Wissen über die Herstellung von Lebensmitteln immer mehr abnehmen. „Der richtige Weg, Wissen zu vermitteln, geht über das eigene Erleben“, sagt Theissing Foto: Privat

Katrin Theissing ist Mitglied im Arbeitskreis landwirtschaftlicher Unternehmerinnen

L P D – Powerfrauen, die anpacken und etwas bewegen – das sind die Landwirtinnen im Arbeitskreis landwirtschaftlicher Unternehmerinnen im Landvolk Niedersachsen. Eine von ihnen ist Katrin Theissing, die dort den Landwirtschaftlichen Kreisverein Lingen im Emsländischen Landvolk vertritt. „Ich arbeite mit viel Herzblut an und in meinem Hofladen“, nennt sie ein Beispiel. Ihren Kunden, egal ob klein oder groß, Wissen und Verständnis für die Landwirtschaft mitzugeben, ohne sie dabei zu belehren, ist ihr besonders wichtig. „Meine Erfahrung ist, dass kleine „Wissen-Snacks“ im persönlichen Gespräch viel mehr bewegen als kompliziertes Fachwissen“, sagt sie und freut sich über die Wertschätzung der Besucher auf dem Hof.

Als Unternehmerin genießt Theissing die Flexibilität, mit der sie ihren beruflichen und familiären Alltag gestalten kann. „Work 9 to 5‘ ist nichts für mich“, meint Theissing schmunzelnd. Sie ist vielmehr froh, sich nicht mehr hinter althergebrachten Rollenbildern oder falscher Zurückhaltung verstecken zu müssen. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir die Geschlechterdiskussion hinter uns lassen und die wichtigen landwirtschaftlichen Themen auf Augenhöhe diskutieren. Stärken und Schwächen sind nicht abhängig vom Geschlecht!“, wirbt sie für Gleichberechtigung. Frauen wären immer schon die maßgeblichen Pfeiler in (Familien-) Betrieben gewesen und seien es heute noch.

Besonders die Empathie gegenüber Mitarbeitern und Diskussionspartnern sowie die Bereitschaft, andere Meinungen neben der Eigenen gelten zu lassen, qualifizierten Frauen für die Arbeit in der Landwirtschaft. „Unternehmerinnen überblicken größere Zusammenhänge und streben eine nachhaltige Betriebsentwicklung an, sowohl ökologisch, ökonomisch, aber auch sozial“, hebt sie hervor. Dazu gehöre auch, sich für andere Frauen stark zu machen. „Ich setze meine Ideen im eigenen Betrieb um, ohne mich von alten Glaubenssätzen und Strukturen einschränken zu lassen“, erläutert die Landwirtin. Das motiviere auch andere Frauen.

Als größte Herausforderung erlebt sie, dass das Verständnis und Wissen über die Herstellung von Lebensmitteln immer mehr abnehmen. „Der richtige Weg, Wissen zu vermitteln, geht über das eigene Erleben, aber dazu haben die meisten keine Gelegenheit“, bedauert Theissing. Seien die Menschen erstmal auf einem Hof oder träfen anderswo auf einen Landwirt, sei der Aha-Moment oft groß.

Vom Arbeitskreis landwirtschaftlicher Unternehmerinnen erhofft sie sich, dass diese starke Gruppe für mehr Sichtbarkeit der Frauen in der Landwirtschaft sorgt. „Nicht nur in den landwirtschaftlichen Betrieben selbst, sondern auch im vor- und nachgelagerten Bereich, wo viele Frauen schon lange einen unglaublich guten Job machen“, sagt Theissing. Ihr Wunsch an die Politik lautet: „Mehr Chancen und Raum für innovative Ideen, besonders in kleinen und mittelständischen Betrieben zum Beispiel durch den Abbau bürokratischer Hürden.“ (LPD 65/2024)

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Wiebke Molsen

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