Qualitäten reichen bei schlechtem Wetter und niedriger Düngung oft nur für Futter
L P D – Eine krachende Kruste, ein saftiger Kern und unzählige blättrige Schichten, das macht ein richtig gutes Croissant aus. Damit dieses perfekt gelingt, benötigen Bäcker feinstes Weizenmehl mit viel Klebereiweiß (Gluten), darauf weist der Landvolk-Pressedienst anlässlich des Welt-Mehl-Tages am 20. März hin. Aber nicht nur das Croissant als kulinarischer und handwerklicher Höhepunkt in der Entwicklung der Backwaren, erfordert hohe Mehl-Qualitäten, sondern die gesamte Vielfalt der deutschen Brot- und Kuchenkultur.
Das Brotgetreide dafür gedieh viele Jahre unter anderem auf den hervorragenden Böden der Hildesheimer Börde. „Durch die überzogene Düngeverordnung von 2020 wurde die ganze Region jedoch mittlerweile als Rotes Gebiet ausgewiesen,“ sagt Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies. Das bedeute, dass alle Bauern dort und in anderen Regionen gezwungen sind, ihre Pflanzen 20 Prozent unter Bedarf zu düngen. „Deshalb sind die Proteingehalte zu niedrig und die Hälfte des angebauten Brotweizens taugt nur noch als Futter“, verdeutlicht Hennies. Denn nur mit ausreichendem Eiweißgehalt geht der Teig gut auf und das Brot bekommt eine schöne Krume.
„Wir fordern die Abschaffung dieser Überregulierung durch die Düngeverordnung, damit wir als Landwirte nach guter fachlicher Praxis Brotweizen erzeugen können“, fordert Hennies. Die geplante Stoffstrombilanzierung würde die Landwirte darüber hinaus mit Bürokratie überschütten. „Das brauchen wir nicht noch zusätzlich“; sensibilisiert Hennies für die angespannte Lage unter den Bauern.
Ohnehin wurde in Deutschland im Wirtschaftsjahr 2022/23 nur gut 21 Prozent des geernteten Getreides für die Herstellung von Lebensmitteln verwendet und rund 56 Prozent für die Fütterung von Tieren. Insgesamt lag der Inlandsverbrauch von Getreide laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bei rund 40,5 Millionen Tonnen. Damit war er 1,2 Millionen Tonnen größer als im Vorjahr und Deutschland war in der Lage, sich zu 107 Prozent selbst zu versorgen. Trotzdem hungern rund 735 Millionen Menschen weltweit.
„Heute hat sich die Weizenmüllerei zu einer globalen Industrie mit großer Verantwortung entwickelt – sie bildet die Nahrungsgrundlage für ein Drittel der Weltbevölkerung“, heißt es beim MehlWelten Museum in Wittenburg, auf dessen Initiative hin das „weiße Gold des Lebens“ jedes Jahr gefeiert wird. Dabei wurde das Datum in der Mitte der Sonnenwende bewusst gewählt: Während in der nördlichen Hemisphäre der Frühling und damit die Vegetation beginnt, befindet sich die südliche Erdhalbkugel in der Erntezeit. (LPD 21/2024)