Grüne Minister verkennen Notlage der Milchbauern

Grüne Minister verkennen Notlage der Milchbauern - Foto: Landvolk
Foto: Landvolk
Bild-Download des Originals: | Web-Version:

L P D – Als puren Aktionismus zum falschen Zeitpunkt bezeichnet Landvolkvizepräsident Albert Schulte to Brinke die gebetsmühlenartig vorgetragene Forderung der grünen Länderagrarminister nach einer staatlichen Mengenbegrenzung der Milcherzeugung. „EU-Agrarkommissar Phil Hogan schließt zuletzt Ende Juni auf dem Bauerntag in Hannover eine Rückkehr zur Mengenregulierung weiter aus, aber eine Reihe deutscher Länderagrarminister hält weiter stur an der verbindlichen Mengenreduzierung fest“, bedauert der Landvolkvizepräsident. Auch Äußerungen von Till Backhaus, dem SPD-Agrarminister aus Mecklenburg-Vorpommern und derzeitigem Vorsitzenden der Agrarministerkonferenz (AMK) von Bund und Ländern, stoßen bei Landwirten sauer auf. Er hatte sie als wenig kooperationsbereit bezeichnet, weil sie die Menge nicht drosselten. „Dabei haben unsere Milchbauern genau das inzwischen längst umgesetzt“, kritisiert Schulte to Brinke. „Es ist für unsere Milchbauern, die sich jeden Tag aufs Neue die Existenzfrage stellen, unerträglich, wenn ein Minister mit festen Bezügen sie aus sicherer Warte mit unhaltbaren Vorwürfen überzieht“, weist er für das Landvolk die Aussagen des AMK-Vorsitzenden in Presseinterviews zurück. „Die deutschen Milchbauern haben bereits deutlich reagiert und liegen mit ihrer Milchanlieferung an die Molkereien derzeit um mehr als drei Prozent unter der Vorjahreslinie, und zwar freiwillig und ohne Ausgleich“, stellt Schulte to Brinke klar.

Offensichtlich müssten sich die Minister mit der Materie des Milchmarktes erst noch vertraut machen: Jeder Landwirt reagiere für seinen eigenen Betrieb und nach seinen betriebswirtschaftlichen Rahmendaten. „Wir haben keine deutsche Milchwirtschaft, die nach Plan wie eine Fabrik auf Volllast oder mit reduziertem Output gefahren werden kann“, verdeutlicht Schulte to Brinke.  Deutlich höhere Schlachtzahlen bei den Kühen – die nach den Vorstellungen derselben Minister möglichst lange gehalten werden sollen – wertet das Landvolk als weiteren Beleg für das „Bremsmanöver“ der Milcherzeuger bei der Anlieferung, dies zeige sich nun auch in Irland und den Niederlanden. Die Milcherzeuger dieser beiden EU-Mitgliedstaaten hatten bislang die Milcherzeugung kräftig ausgedehnt. „Die Milchbauern sind die ständigen Angriffe bestimmter Politiker überdrüssig“, gibt Schulte to Brinke die Stimmung auf den Höfen wieder. Gefragt seien vielmehr echte Hilfsangebote, kurzfristig zur Überwindung der Krise durch Liquiditätshilfen oder Bürgschaftsprogramme und mittel- bis langfristig durch Möglichkeiten zur Gewinnglättung und den Einstieg in eine Risikoabsicherung gegen schwankende Märkte. Hier seien Phantasie und Kreativität statt monotoner Wiederholung europaweit nicht umsetzbarer Vorschläge gefordert. (LPD 54/2016)