Seminar Wie funktioniert Landwirtschaft? Und wie kann das Kindern vermittelt werden? Rund 25 Akteure aus Niedersachsen holten sich bei der „Bundestagung Lernort Bauernhof“ in Bayern neue Ideen für ihre Arbeit mit Schulklassen.
Anhand vieler Praxisbeispiele wurden konkrete Umsetzungsmöglichkeiten vermittelt, wie Schülerinnen und Schülern verschiedene landwirtschaftliche Themen nahe gebracht werden können. Zudem diente die Tagung der Vernetzung: rund 240 Akteure aus den Reihen von praktischer Landwirtschaft, Bildungsträgern, Schulen, Ministerien, Behörden und Wissenschaft nahmen an der Weiterbildung teil. Auch die niedersächsischen Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, ihre Bildungsarbeit weiterzuentwickeln.
„Nur für das, was ich verstehe, kann ich Verständnis aufbringen“, sagte der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Er freute sich, dass die Tagung erstmals in seinem Bundesland stattfand. In Bayern habe sich der Lernort Bauernhof, insbesondere das Programm „Erlebnis Bauernhof“, mit 550 Betrieben zu einem wahren Renner entwickelt.
Es geht darum, dass Kinder und Jugendliche erfahren, wie Landwirtschaft funktioniert und wie unsere Lebensmittel erzeugt werden. Dies fördert die Wertschätzung für Lebensmittel und das Verständnis für Umwelt und Natur. „Was die Kinder und Jugendlichen bei den Hoferkundungen erleben, bleibt nicht nur im Kopf, sondern auch in den Herzen,“ erklärte Brunner. Einen konkreten Anknüpfungspunkt zum Lernort Bauernhof enthält das EU-Schulprogramm: für Niedersachsen gibt es im Schulobstprogramm den Hinweis, dass teilnehmende Schulen pädagogische Begleitmaßnahmen umsetzen müssen.
Heike Delling, Beraterin für nachhaltige Landwirtschaft in Sachsen, widmete sich der Frage, wie das Thema Tierwohl im außerschulischen Unterricht verständlich vermittelt werden kann. „Wichtig ist, dass die Schüler einen Werterahmen an die Hand bekommen, woran ein Landwirt erkennt, dass es seinen Tieren gut geht“, sagte sie. Das sind unter anderem die Tierwohl-Kriterien, die beispielsweise die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) veröffentlicht hat. Gesundheit und Schmerzfreiheit sind beispielsweise zwei Kriterien, mit deren Hilfe die Kinder selbst erarbeiten können, wie es den Tieren auf dem Hof geht. Über diesen Weg lässt sich das Thema Tierwohl verständlich erschließen.
Dr. Gabriele Diersen und Esther Barth vom Kompetenzzentrum Regionales Lernen der Universität Vechta stellten das Thema „Berufsorientierung – ein Thema für die Sekundarstufe“ vor. „Die Verknüpfung der Berufsorientierung mit dem Lernort Bauernhof ist insbesondere für die Landwirtschaft ein großer Vorteil gegenüber anderen Branchen, weil die Jugendlichen die Berufe hautnah erleben können“, erläuterte Diersen. Im Rahmen des niedersächsischen Programms „Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“ wurden mit Blick auf die 14 Grünen Berufe theoretische Grundlagen zur Berufsorientierung erarbeitet, die die Akteure des Lernorts Bauernhof in ihre Arbeit mit den Schulen einfließen lassen können. Zudem haben Diersen und Barth Lehr-Lern-Materialien für den Unterricht erarbeitet, die sie den Tagungsgästen vorstellten. Die spielerische Herangehensweise an die Berufsorientierung ist ein Einstieg in das Thema und kam in „Feldversuchen“ bei den Schülerinnen und Schülern sehr gut an. Die Broschüre zum Thema soll bald veröffentlicht werden.
Christine Kolle
Landvolk Niedersachsen
Die „Bundestagung Lernort Bauernhof“ ist eine Veranstaltung der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB) und des bundesweiten „Forums Lernort Bauernhof“. BAGLoB verbindet Landwirtschaft und Schule, vernetzt Bauernhof-Lernorte und organisiert Weiterbildungen. Vorsitzender ist Hans-Joachim Meyer zum Felde aus Varel. Im „Forum Lernort Bauernhof“ arbeiten unter anderem Vertreter der Landesbauernverbände und der BAGLob gemeinsam am Thema Landwirtschaft und Schule.