Ehlers untermauert Forderung nach Herkunfts- und Haltungskennzeichnung
L P D – Unzufriedenes Grundrauschen bei Niedersachsens Schweinehaltern: Obwohl viel Bewegung im Markt ist, drücken Auflagen, hohe Futterpreise, Corona und die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) weiter auf den Preis. „Die Kosten werden beim Erzeuger abgeladen“, bewertet Dr. Albert Hortmann-Scholten, Unternehmensbereichsleiter bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die aktuelle Lage in seinem Vortrag im Veredelungsausschuss des Landvolks Niedersachsen in Verden/Aller.
„Die gesamte Fleischvermarktung ist teuer für die Produzenten“, sagt der Experte. Unter anderem durch die Initiative Tierwohl (ITW) werde Druck auf den Basispreis ausgeübt – dort könnten die durch Auflagen entstehenden Kosten nach Meinung von Hortmann-Scholten am ehesten durch Verträge mit Festpreisen aufgefangen werden. „Da könnten die Beteiligten von den Eierpackstellen lernen.“ Bei einer durchgängigen Preispolitik würden alle Teile der Wertschöpfungskette an den Marktschwankungen teilhaben. Der Ausschuss sieht dies jedoch kritisch – die Schweinehalter müssten jetzt durchhalten; in absehbarere Zeit würde sich Lage zugunsten der Erzeuger ändern; nur so ließen sich die Bestände sichern.
Hier zeigen die Zahlen weiter einen Abwärtstrend: Der Schweinebestand ist um 5,5 Prozent im Vergleich zum November 2020 zurück gegangen. Insgesamt gibt es jetzt nur noch rund 840.500 Schweine in Deutschland; darunter fast 570.000 Ferkel, 264.000 Jungschweine, 133.000 Mastschweine und 147.000 Zuchtsauen. Bei den Zuchtsauen ist die Verringerung des Bestandes mit -8,3 Prozent im Vergleich zum November am deutlichsten sichtbar.
Es werden auch immer weniger Schweine in Deutschland geschlachtet. Waren es vor zehn Jahren noch etwa 60 Millionen jährlich, so sind es jetzt rund 50 Millionen. Hortmann-Scholten rechnet damit, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Ein Schweinemäster kann im europäischen Vergleich in Deutschland vergleichsweise wenig Erlös für 1 kg Schlachtgewicht erzielen. Zwar zeigt die Kurve seit einigen Wochen wieder nach oben, aber im europäischen Vergleich, insbesondere im Vergleich zu Spanien, ist der in Deutschland zu erzielende Preis mit derzeit circa 1,50 Euro deutlich geringer als auf der iberischen Halbinsel, wo deutlich mehr als zwei Euro pro Kilogramm erzielt werden.
„Höhere Standards erfordern einen höheren Preis, der bei dem ankommen muss, der diese Standards gewährleistet; also beim Landwirt“, fasst Ausschussvorsitzender Jörn Ehlers zusammen. „Wenn der Handel bereit ist für andere Tierhaltungsverfahren Geld auszugeben, wird es genügend Landwirte geben, die bereit sind solche Haltungsverfahren umzusetzen“, ist sich der Landvolk-Vizepräsident sicher. „Leider hat es jedoch bisher die Politik nicht geschafft ein Baurecht auf den Weg zu bringen, das eine Weiterentwicklung der Tierhaltungen unkompliziert ermöglicht. Hier sehe ich derzeit die größten Hemmnisse. Außerdem brauchen wir endlich eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung.“ (LPD 49/2021)