Landwirte liefern Flächen für Erneuerbare Energien

Alexander von Hammerstein
"Auch unsere Landwirte haben zu diesen Rekordzahlen ihren Anteil beigetragen, verfügten bereits 2023 gut 26 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe über Anlagen zur Gewinnung Erneuerbarer Energien. 96 Prozent von ihnen waren mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet, darüber hinaus nutzten 15 Prozent Biomasseanlagen und fünf Prozent Windenergieanlagen“, sagt Alexander von Hammerstein Foto: Landvolk
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Photovoltaik (PV)-Anlagen sind Spitzenreiter, gefolgt von Biomasse und Windkraft

L P D – Die Erneuerbaren Energien haben laut dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) im Rahmen der öffentlichen Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2024 einen Rekordanteil erreicht. Dieser Anteil lag bei 62,7 Prozent, und im Bereich der Solarenergie konnte mit insgesamt 72,2 Terrawattstunden (TWh) ein neuer Bestwert verzeichnet werden, teilt der Landvolk-Pressedienst mit. „Auch unsere Landwirte haben zu diesen Rekordzahlen ihren Anteil beigetragen, verfügten bereits 2023 gut 26 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe über Anlagen zur Gewinnung Erneuerbarer Energien. 96 Prozent von ihnen waren mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet, darüber hinaus nutzten 15 Prozent Biomasseanlagen und fünf Prozent Windenergieanlagen“, sagt Alexander von Hammerstein, Vorsitzender Ausschuss Erneuerbare Energien im Landvolk Niedersachsen, und verweist dabei auf ein leichtes Abweichen der Zahlen gegenüber anderer Berechnungsmethoden beispielsweise von der Bundesnetzagentur (BNetzA).

Im vergangenen Jahr war die Windenergie in Deutschland mit 33 Prozent der öffentlichen Stromerzeugung die wichtigste Stromquelle. Insgesamt wurden 2024 auf verpachteten oder eigenen landwirtschaftlichen Flächen durch Windkraft zwar 136,4 TWh erzeugt, aber im Vergleich zum Jahr 2023 mit 139 TWh war es ein schwächeres Windjahr. Auch beim Ausbau hinkt die Windkraft hinterher, die Ausbaupläne konnten nicht erreicht werden. Geplant war ein Zubau an Land (onshore) von sieben Gigawatt (GW), der tatsächliche Zubau lag jedoch nur bei 2,4 GW (Stand November 2024).

„Photovoltaik (PV) und Agri-PV sind weitere Felder, wo Landwirte vorzugsweise auf Scheunen- oder Wohnhausdächern, aber auch zukünftig noch mehr mit Agri-PV-Anlagen und notfalls auch auf aufgeständerten PV-Anlagen nachhaltig Strom für die Gesellschaft produzieren“, zeigt von Hammerstein auf. Viele Solaranlagen-Betreiber nutzen diese für den Eigenverbrauch. 12,4 TWh der insgesamt produzierten 72,2 TWh wurden laut Fraunhofer für den Eigenverbrauch benötigt, während 59,7 TWh ins öffentliche Netz eingespeist wurden. Der PV-Anteil betrug demnach 14 Prozent, ein Plus zum Vorjahr von 10,8 TWh. Hier wurde der von der Bundesregierung geplante Solar-Ausbau von 13 Gigawatt schon im November 2024 erreicht und lag bei 13,3 GW.

Biomasse ist mit insgesamt 36 TWh zwar der kleinste, aber nichtsdestotrotz ein für die Verlässlichkeit und die Bedeutung für die Energiewende insgesamt wichtiger Bereich. „Biomasseanlagen besitzen anders als PV- bzw. Windkraftanlagen eine besondere Flexibilität. Sie sind vom Wetter unabhängig und ihre Energie kann jederzeit abgerufen werden – besonders, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint“, sagt von Hammerstein und verweist darauf, dass 2024 das erste vollständige Jahr ohne Kernenergie war. Deren Anteil betrug 6,3 Prozent für das öffentliche Stromnetz und wurde komplett durch die erneuerbaren Energien ersetzt.

Insgesamt wurde 2024 durch die erneuerbaren Energien 275,2 TWh Strom produziert. Damit übertraf das vergangene Jahr das Vorjahr um 4,4 Prozent, und der Anteil der erneuerbaren Energien an der Last, also der Anteil der erneuerbaren Energien bei dem Strommix, der letztlich aus der Steckdose fließt, lag bei 56 Prozent. „Jetzt muss der Ausbau der großen Batteriespeicher noch schneller umgesetzt werden, auch wenn die Speicherkapazität von 12,7 GW auf 17,7 GW gestiegen ist“, erklärt der Ausschussvorsitzende.

Sorgen machen ihm allerdings die negativen Strompreise. Zwar gingen die Phasen hoher Strompreise deutlich zurück, was die Verbraucher freut. Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis lag 17,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Da mittlerweile erneuerbarer Strom über den tatsächlichen Bedarf hinaus produziert wird, führt dies zu negativen Preisen. Nach 2023 mit 301 Stunden negativer Strompreise wies das letzte Jahr 457 Stunden auf. In Zeiten negativer Strompreise haben Anlagenbetreiber ab einer bestimmten Anlagengröße keinen Anspruch auf die EEG-Förderung. „Damit wird deren Anlagenbetrieb unrentabel. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen geht bei PV-Anlagen ab 400 kW installierter Leistung von einem Umsatzminus in Höhe von knapp 20 Prozent aus. Die negativen Strompreise sind für alle Anlagenbetreiber ein rotes Tuch. Hier muss der Gesetzgeber, wenn er die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter fördern will, endlich handeln“, fordert von Hammerstein. (LPD 03/2025)

Silke Breustedt-Muschalla

Redakteurin

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