Ernte beginnt in vielen Regionen Niedersachsens – Vermarktung noch schwierig
L P D – Soja war lange ein klassisches Übersee-Importprodukt, genutzt vor allem als Grundmittel für Tierfutter. Doch seit einigen Jahren werden die Bohnen vermehrt auch in den meisten Regionen Niedersachsens angebaut. Landwirtinnen und Landwirte schätzen die Vorteile in der Bodenbewirtschaftung. Obwohl die Anbaufläche in Niedersachsen wächst – von 1473 Hektar im Jahr 2022 auf 1582 ha (plus 7,3 Prozent) – hat Soja mit einem Anteil von weniger als 0,1 Prozent im Ackerbau niedersachsenweit noch eine geringfügige wirtschaftliche Bedeutung.
Als großkörnige Leguminose gehört Soja jedoch zu einer Gruppe von Pflanzen, die in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird, teilt der Landvolk-Pressedienst mit, auch weil sich Essgewohnheiten ändern. Im Zuge der Förderung des Anbaus vielfältiger Kulturen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wird der Sojaanbau rentabler. Durch ihre Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft im Boden zu fixieren, sind Leguminosen unter verschärften Düngevorgaben eine Anbau-Alternative oder auch als „Getreidenachfolge“ auf dem Feld, vor allem für Betriebe in den „roten Gebieten“, interessant.
Im westlichen Landkreis Uelzen ist auch Landwirt Karl Harleß von der Neuausweisung betroffen und freut sich, dass seine sechs Hektar Soja keinen Stickstoffdünger brauchen, im Übrigen auch keine Insektizide oder Fungizide. Junior Phillip (27) hat 2022 gesagt: „Papa, wir versuchen das mal mit dem Sojaanbau.“ Dass ihn einige Berufskollegen noch vor nicht allzu langer Zeit „für verrückt erklärt hätten“, wie er sagt, lässt den 65-jährigen Harleß heute schmunzeln. Hinzu kommt, dass die rührige regionale Genossenschaft den Weg geebnet hatte für eine passende Vermarktung. Harleß, der teils mit staunassen Böden zu tun hat, bewertet den Anbau von Soja mit der Erfahrung jetzt positiv und will im nächsten Jahr möglicherweise eine Sorte ausprobieren, aus der sich Tofu gewinnen lässt. Nicht ganz so optimistisch – im Hinblick auf den Ertrag – blickt Michael Kappel aus dem Landkreis Verden auf die anstehende Ernte. Von seinen zehn Hektar Soja wird er nur rund sieben einfahren können, weil im Frühjahr nach der Aussaat erhebliche Wildschäden zu verzeichnen waren. „Die Rehe haben die Sojapflanzen angeknabbert“, erzählt der Bioland-Bauer. Danach habe das Beikraut überhandgenommen. Eine Regulierung bekommt der 51-Jährige für den zu erwartenden Verlust nicht. „Trotzdem ist 2023 ein gutes Soja-Jahr“, sagt Kappel. Denn trotz des vielen Regens gab es genügend Wärme und ausreichend Sonnenstunden. Die Ernte beginnt auf seinem Hof in zehn bis 14 Tagen. (LPD 76/2023)