Marktschwärmereien sind im Aufwind

Direktvermarktung Marktschwärmerei
Kunden holen ihre Produkte persönlich ab, Foto: Pixabay

Einkauf direkt beim Bauern – Neue Standorte in Göttingen und Northeim

L P D – Ganz unkompliziert im Internet bestellt, bezahlt, in die Stadt geliefert und trotzdem persönlich beim Bauern abgeholt – diese moderne Art des Einkaufens wird auch in Deutschland immer populärer. Die sogenannten Marktschwärmereien stammen aus Frankreich und hatten 2016 in Dresden und Köln ihre deutschen Anfänge. Wie der Landvolk-Pressedienst berichtet, gibt es in Niedersachsen bislang sieben Marktschwärmereien in Hannover, Göttingen, Northeim, Hildesheim, Seelze und Springe.

„Einmal in der Woche kommen die Landwirte in die Stadt und die Leute haben etwa zwei Stunden Zeit, ihre bestellten Waren wie Eier, Gemüse oder Fleisch aber auch Suppen im Glas, Marmelade oder Quiche abzuholen“, erläutert Organisatorin Petra Oelkers aus Göttingen das Prinzip. Ihr ist der persönliche Kontakt zwischen Kunde und Anbieter sowie die Transparenz der landwirtschaftlichen Arbeit besonders wichtig.

„Beim Marktstand gucken die Kunden komisch, wenn im Winter keine Tomaten und Paprika im Angebot sind“, hat Oelkers beobachtet. Mit ihrer Initiative, die die Städterin gemeinsam mit ihrer Nachbarschaft in Göttingen im November 2020 ins Leben gerufen hat, will sie dagegen die regionale Versorgung stärken. „Die Landwirte dürfen nur eigene Produkte anbieten und müssen ein offenes Ohr für die Kunden haben“, sagt sie. Das heißt, dass die Kunden „ihren Bauern“ auf seinem Hof besuchen dürfen, um sich vor Ort zu informieren. „Zu uns kann jeder kommen und gucken“, bietet Marion Marzett an. Die Gärtnerin baut Freilandgemüse an und freut sich, mit der Marktschwärmerei den Verlust vieler Großkunden durch Corona etwas ausgleichen zu können. Bereits seit den 50er Jahren ist ihre Familie Marktbeschicker und hat vor Corona auch das Göttinger Studentenwerk mit geschnittenem Gemüse beliefert. „Die Marktschwärmerei hat den Vorteil, dass wir keinen Marktstand aufbauen müssen und zu Hause alles passgenau in Kisten zusammenpacken können – es bleibt nichts übrig“, fasst Marzett die Vorteile dieses Formats zusammen. Die Marktschwärmereien seien jedoch nicht als Konkurrenz zum Wochenmarkt oder zu Hofläden zu verstehen, sondern sollen eine andere Klientel erschließen. Zudem können an der Marktschwärmerei auch Landwirte teilnehmen, die nur eine Gemüsesorte im Angebot haben und daher zu klein für einen typischen Wochenmarkt sind. „Sie können die Marktschwärmerei nutzen, um große Mengen in kurzer Zeit an den Mann zu bringen“, erläutert Oelkers. Durch die zahlreichen Anbieter sei das Angebot trotzdem vielfältig. Bis zu 125 Menschen hätten an den Zusammenkünften in Göttingen bisher teilgenommen – allerdings wohlgeordnet und coronakonform im abgezäunten Rundgang. Weitere Informationen stehen unter www.marktschwaermer.de bereit. (LPD 26/2021)

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