L P D – In einem durchaus positiven Marktumfeld agieren derzeit Niedersachsens Milchviehhalter. Nach dem tiefen Tal der vergangenen Jahre haben sich die Auszahlungspreise wieder deutlich verbessert, erste noch mit Vorbehalten behaftete Prognosen gehen für das laufende Jahr im Durchschnitt von einem Erzeugerpreis in Höhe von 36 Cent je Kilogramm aus. Diese Zahl wurde gleich mehrfach auf der Mitgliederversammlung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) in Isernhagen in der Region Hannover genannt. Landvolkvizepräsident Albert Schulte to Brinke sprach in seinem Grußwort dennoch von dem „zarten Pflänzchen Liquidität“ und davon, dass in den Bilanzen der knapp 9.000 Höfe mit Milchviehhaltung noch etliche Löcher zu stopfen seien. Zur Vermeidung künftiger Preiskrisen müssten die Signale des Marktes frühzeitiger bei den Bauern ankommen. Allerdings verwies er ebenso wie sein Kollege Jan Heusmann, LVN-Vorsitzender, auf die in der Milchviehhaltung biologisch bedingten Anpassungszyklen von rund zweieinhalb Jahren. Eine staatliche Steuerung des Milchmarktes lehnen sie gleichwohl ab. Mehr Anerkennung wünschten sich sowohl Heusmann als auch Schulte to Brinke für die vielen von Landwirten erbrachten Fortschritte zum Gewässerschutz, dem Tierwohl und anderen gesellschaftlich intensiv diskutierten Themen. Hier laufe die Diskussion der Realität häufig hinterher. Die LVN selbst setzt auf einen intensiven Dialog der Milchviehhalter mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern und hat dazu gut genutzte Formate wie MyKuhTube oder „Ich bin Milchbauer….frag mich doch“ geschaffen.
Prof. Dr. Peter Kunzmann, Theologe und Philosoph und an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover am Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie tätig, zog die rund 120 Zuhörer mit seinem Vortrag zu „Ethik in der Nutztierhaltung“ in seinen Bann. Nach seinen Ausführungen soll eine gute Nutztierhaltung sichere und bezahlbare Lebensmittel unter möglichst geringen Belastungen für Tier und Umwelt herstellen. Sowohl unter moralischen wie auch Tierschutzaspekten müssten die Bedürfnisse des einzelnen Individuums berücksichtigt werden. „Animal welfare“ oder im deutschen Sprachgebrauch „Tierwohl“ erkenne das subjektive Empfinden der Tiere an. Verantwortlich für dessen Umsetzung im Stall sei der Halter. Gleichwohl sei für professionelle Umsetzung von Standards eine angemessene Honorierung notwendig, mit dieser Einschätzung sprach Kunzmann dem Auditorium aus der Seele. Er verwies auch auf das große Spannungsfeld zwischen Tierwohl und Nachhaltigkeit, die sich durchaus konträr gegenüber stehen können. (LPD 83/2017)