Neue Perspektiven für die Bewirtschaftung der Flächen im Landkreis Osterholz
L P D – Das passiert, wenn große Flächen unter Naturschutz gestellt werden: Auf gerade einmal 100 Hektar seiner Flächen kann Landwirt Hans Lütjen-Wellner noch brauchbares Winterfutter für seine 350 Rinder ernten. 150 Charolais-Mutterkühe gehören zu dieser Herde. Er bewirtschaftet die Flächen ökologisch, das Fleisch der Tiere vermarktet er über den Bioland-Verband und etwa zwei Tiere pro Jahr direkt ab Hof. Eigentlich wollte das Ehepaar mehr Tiere selber vermarkten, aber die Nachfrage ist nicht groß genug. „Vielen ist das Fleisch schlichtweg zu teuer“, bedauert das Landwirte-Paar. Aber die Rinderhaltung hat die Artenvielfalt gesteigert.
Der Betrieb von Iris und Hans Lütjen-Wellner liegt am Rande des Moores in der Ortschaft Teufelsmoor bei Osterholz-Scharmbeck. Inzwischen gehören 400 ihrer insgesamt 420 Hektar bewirtschafteter Flächen zu Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten. Eine intensive Nutzung dieser überwiegend aus Grünland bestehenden Flächen ist deshalb nicht möglich. Besonders in den Naturschutzgebieten ist die Qualität des Aufwuchses inzwischen so schlecht, dass er sich nur noch als Einstreu in Ställen eignet. Das Ehepaar Lütjen-Wellner ist nun auf der Suche nach anderen Nutzungsmöglichkeiten.
„Kiebitz, Bekassine, Brachvogel und Wachtelkönig sind hier wieder mehr zu finden. Die Vögel lieben das erhöhte Insektenvorkommen durch die Kuhfladen“, konnte Hans Lütjen-Wellner beobachten. Auf unbeweideten Flächen seien diese Vögel hingegen kaum anzutreffen. Im Landkreis Osterholz hat sich auf Initiative des Landvolk-Kreisverbandes vor drei Jahren ein Arbeitskreis gebildet, der sich intensiv mit der Nutzung des Aufwuchses in Mooren beschäftigt. Hans Lütjen-Wellner und weitere Landwirte aus der Region gehören diesem Arbeitskreis an. Auch der Landkreis ist dabei. Eine vom Arbeitskreis in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie mit dem Moorzentrum Greifswald hat sich nun intensiv mit den Themen Aufwuchsverwertung und Artenvielfalt in der Moorregion Osterholz beschäftigt. Ob torferhaltende Bewirtschaftungsverfahren mit sogenannten Paludikulturen, Beweidung mit Rindern, Gänsen oder Wasserbüffeln oder die Biomasseverwertung als Baustoff, Biokohle oder Biokraftstoff – das sind nur einige der Vorschläge der Machbarkeitsstudie.
Dem Ehepaar Lütjen-Wellner gefällt besonders die Idee, den Aufwuchs per Trockenfermentation in einer speziellen Biogasanlage zu verwerten. Mit der entstandenen Energie könnten beispielsweise öffentliche Gebäude im benachbarten Worpswede versorgt werden. Die Reste der Fermentation könnten als Torfersatzstoffe vermarktet werden. „So wie in den vergangenen Jahren kann es nicht weitergehen“, betonen die Landwirte. (LPD 73/2020)