Wie Waschbär und Marderhund zählen sie zu den Neozoen
L P D – Natur ist nicht statisch. Natürliche Sukzession, Klima und nicht zuletzt der Mensch nehmen erheblichen Einfluss auf die natürliche Vielfalt. Dabei steht nicht nur Artensterben im Fokus, es gibt auch Arten, deren Verbreitung kritisch gesehen wird. Zu ihnen zählen bei den Tieren die sogenannten Neozoen, die sich begünstigt durch den Menschen und dank ihrer großen Anpassungsfähigkeit und hohen Fortpflanzungsrate ausbreiten konnten. Dazu gehören beispielsweise Marderhund, Waschbär und Nutria. Diese Arten listet nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes der Landesjagdbericht unter der Überschrift Neozoen auf. Insbesondere Nutria nehmen so stark zu, dass bereits Maßnahmenpläne durch das Land erarbeitet wurden, um diese Art wieder einzudämmen. Grund dafür sind erhebliche Schäden an der Ufervegetation von Flüssen sowie Deichen. Die in Südamerika heimischen Nutria wurden zunächst in Pelztierfarmen gehalten und konnten sich nach Freilassungen erfolgreich ausbreiten. Sie haben sich in jüngster Vergangenheit massiv vermehrt, was sich aus einem rasanten Anstieg der Jagdstrecke seit 2015/16 bis 2018/19 ablesen lässt. Sie hat sich in diesem Zeitraum auf aktuell 32.357 Tiere verdreifacht, die höchsten Nutriastrecken gibt es in den Landkreisen Emsland mit mehr als 7.000 Tieren, gefolgt vom Landkreis Cloppenburg mit 3.322 Tieren und dem Landkreis Osnabrück mit 2.794.
Bereits seit rund 100 Jahren breitet sich der Waschbär in Deutschland aus. Der possierlich aussehende Kleinbär mit der markanten Gesichtsmaske stammt aus dem nordamerikanischen Raum und entwich vermutlich aus einer Pelztierzucht, für das Jahr 1934 ist eine aktive Auswilderung am Edersee dokumentiert. Von dort aus hat er sich weit im Südosten Niedersachsens ausgebreitet. Der Waschbär gefährdet durch sein räuberisches Verhalten Singvögel, Niederwild und deren Gelege sowie Jungtiere. Mehr als 15.000 Tiere sind im Jagdbericht als Strecke gemeldet, davon mehr als jeder Dritte in den Landkreisen Göttingen, Northeim und Lüchow-Dannenberg. Aus dem Osten ist der Marderhund nach Niedersachsen eingewandert, er wurde erstmals 1960 gesichtet und hat seine Heimat in Sibirien. Er ähnelt dem Waschbär, gehört aber zur Familie der Hunde. Er ernährt sich von Pflanzen, aber auch Kleintieren wie Kröten und Fröschen oder den Gelegen von Wiesenvögeln. Außerdem gilt er als Überträger von Staupe und Fuchsbandwurm. Fast 3.500 Tiere meldet die Jagdstrecke für 2018/19, die meisten in den Landkreisen Gifhorn, Uelzen und Lüneburg. (LPD 19/2020)