„Ohne Frauen geht nichts auf Höfen und in Ställen“

Karin Post-de Buhr
Karin Post-de Buhr betreibt mit ihrer Familie in der fünften Generation den ehemals elterlichen Hof mit 200 Bullen auf Stroh. Zum Betrieb gehören zudem 150 Hektar Acker und 80 Hektar Grünland, eine 500kW Biogasanlage sowie eine 100kW Photovoltaik-Anlage Foto: Privat

Karin Post-de Buhr aus Aurich-Brockzetel ist im Arbeitskreis Unternehmerinnen

L P D – „Ich bin ein sehr kommunikativer Typ und gerne das Bindeglied zwischen den ganzen Männern hier am Hof“, schmunzelt Karin Post-de Buhr aus Aurich-Brockzetel und meint damit die Bewirtschaftung von drei Betrieben gemeinsam mit ihrem Ehemann, sechs Mitarbeitern und einem Altenteiler. „Ich organisiere gerne die anfallenden Arbeiten und mache sämtliche Büroarbeiten“, beschreibt die dreifache Mutter ihren Tätigkeitsschwerpunkt. Den Arbeitskreis Unternehmerinnen im Landvolk Niedersachsen sieht sie vor allem als Austauschplattform gleichgesinnter Frauen: „Dort können wichtige Themen wie die Absicherung in Elternzeit oder Krankheitsfall und Überlastung durch Stress sowie Druck durch soziale Medien erarbeitet werden.“

In der Landwirtschaft fühlt sie sich nach 18 Jahren als Frau und Unternehmerin gut integriert. „Anfänglich wurde mir häufig mit Skepsis und Widerwillen begegnet, gerade wenn es um Preisverhandlungen oder anstehende Bauprojekte ging“, erinnert Post-de Buhr sich daran, dass ihr oft die nötige Fachkompetenz abgestritten wurde. Trotzdem war sie schon zu der Zeit sehr innovativ. „Ich habe 2007 als eine der ersten Frauen der Region eine Biogasanlage mit 500 kW gebaut. Außerdem arbeite ich seit 15 Jahren sehr eng mit den hiesigen Wasserschutzberatern zusammen und kümmere mich nachhaltig um die Verbesserung der Trinkwasserwerte“, sagt die 50-Jährige. Derzeit ist sie mit vier Berufskollegen in Gesprächen über den gemeinsamen Einstieg in die Biomethanerzeugung.

Die Anerkennung und der Satz von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Ohne Frauen geht nichts auf den Höfen und in den Ställen“, hat Post-de Buhr daher besonders gefreut. Um diese Akzeptanz auch in der Bevölkerung zu erreichen, organisierte sie 2022 den „Tag des offenen Hofes“. „Eine großartige Erfahrung“, sagt sie rückblickend. Zudem legt sie seit fünf Jahren an den Ackerrändern Blühstreifen und Bienenwiesen an. Und wäre all das noch nicht genug, ist sie 2021 zur „ehrenamtlichen Richterin in Landwirtschaftssachen“ am Oberlandesgericht Oldenburg berufen worden. „Zudem bin ich als Vorstandsmitglied des örtlichen Dorfvereins aktiv am Wiederaufbau des Dorfgemeinschaftshauses beteiligt und trage zu dessen aktiven Betrieb zwecks Erhalts der dörflichen Gemeinschaft bei“, nennt sie ein weiteres Beispiel für ihren scheinbar unerschöpflichen Tatendrang.

Hauptberuflich betreibt sie mit ihrer Familie in der fünften Generation den ehemals elterlichen Hof mit 200 Bullen auf Stroh. Zum Betrieb gehören zudem 150 Hektar Acker und 80 Hektar Grünland, eine 500 kW-Biogasanlage sowie eine 100kW-Photovoltaik-Anlage. „Das gesamte Geschäftsumfeld der Landwirte verjüngt sich“, hat Post-de Buhr festgestellt. Die jüngere Generation wachse ganz selbstverständlich mit dem Thema „Frauen in Führungspositionen“ auf. „Die Vorurteile, dass Frauen nicht mit landwirtschaftlichen Maschinen umgehen können, dass sie in die Küche gehören, für die Kindererziehung zuständig sind und keinen Überblick über finanzielle Angelegenheiten haben, gehören daher bald der Vergangenheit an“, hofft sie. (LPD 59/2024)

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