„Schafe schubsen“ dient dem Schutz der Tiere

Schafe
Franz-Thorsten Franz und Gunda Alberts-Franz haben seit sechs Jahren Schafzucht mit mehreren hundert Muttertieren Foto: Hollender

Auf den Deichen in Niedersachsen sind die Tiere fast das ganze Jahr draußen

L P D – Schafe machen einen wichtigen Job auf Deichen: Sie fressen das Gras mit der richtigen Bisstiefe und trampeln mit ihren Hufen die Narben fest – unbezahlbarer Küstenschutz, letzteres wird „Goldener Tritt“ genannt. Immer wieder liegen aber manche Tiere hilflos auf dem Rücken und können sich nicht mehr rühren. Deshalb rufen die Schäfer und Schafzüchter gerade jetzt zum Beginn der Urlaubszeit auch Laien dazu auf, einem auf der Rückseite liegenden Schaf beherzt ins Fell zu greifen und dem Tier einen Schubs zu geben, so dass es sich wieder aufrichten kann. Betroffen sind meistens tragende Schafe oder Rassen mit kurzen Beinen. Zu erkennen ist nicht immer auf den ersten Blick, ob ein Tier wirklich Hilfe braucht, doch im Zweifel ist „Schafe schubsen“ ausdrücklich erwünscht und dient dem Schutz der Spezies.

Auf den Deichen an Niedersachsens Nordseeküste sind die Schafe fast das ganze Jahr draußen. Spaziergänger sollten sie niemals streicheln oder ärgern. Unruhe ist nicht gut für die Tiere. Auch von den befestigten Wegen sollte man sie nicht vertreiben: Hier ruhen sich die Schafe gern aus, vor allem wenn es warm ist.

Die zunehmende Trockenheit bringt derweil auch für die Schäferinnen und Schäfer in Niedersachsen besondere Herausforderungen mit sich: „Wenn nicht genug Regen fällt, ist der Energiefaktor im Gras zu gering“, berichtet Franz-Thorsten Franz, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Gunda Alberts-Franz seit sechs Jahren im nördlichen Landkreis Leer eine Schafzucht mit mehreren hundert Muttertieren betreibt. Hinzu komme, dass es schwer nachwächst: „Das Gras hat dann nur noch Einstreuqualität, und wir weichen mit der Herde dann aus in die Marsch im Binnenland. Zum Glück haben wir viel Fläche zur Verfügung.“

Bis in die Vegetationszeit bis Anfang Dezember stockt Franz das Gras wieder auf, wo es nötig ist, damit es weiter verbissen werden kann. Wurzeln bilden sich neu; die Nabe wird wieder festgetreten. Gefährlich sind Trocknungsrisse im Deich – hier können Menschen schon mal umknicken. „Schafe haben es leichter auf vier Füßen, da passiert so schnell nichts“, sagt Franz-Thorsten Franz. „Schafe schubsen“ ist zum Glück nur selten nötig, aber wenn, rettet es das Leben des Tieres. Familie Franz kontrolliert die Herde ein- bis zweimal täglich – auch, weil fast das ganze Jahr über Lämmer geboren werden, nicht nur im Stall, auch auf den Deichen. „Das kann auch mal blutig aussehen und ist kein Grund zur Beunruhigung“, erläutert. der 47jährige abschließend. (LPD 51/2023)

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