„Unsere Fehler haben uns nur noch mehr angespornt“

Durch die Vielfältigkeit des Hofes gehören die beiden Schwestern Gesa Wetegrove und Henrike Gehrdau-Schröder mit ihren Familien zu Niedersachsens „#ZukunftsBauern“. Foto: Landvolk Niedersachsen
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Henrike Gehrdau-Schröder und Gesa Wetegrove stellen ihren Familienbetrieb vor

L P D – Wussten Sie, dass das Samenkorn des Gänseblümchens besser keimt, wenn es vom Regenwurm verdaut wurde? Nein? Gesa Wetegrove und ihre Schwester Henrike Gehrdau-Schröder aus Wenzendorf im Landkreis Harburg auch nicht. Und trotzdem haben sie es vor zehn Jahren gewagt, in die Wildblumensaatvermehrung einzusteigen. „Erst auf einer kleinen Fläche hinter der Kartoffelscheune, damit keiner unsere Misserfolge sieht“, sagt Wetegrove schmunzelnd. Mittlerweile wachsen 38 verschiedenen Arten auf rund 35 Hektar Land. „Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und sie haben uns nur noch mehr angespornt“, ergänzt Gehrdau-Schröder.


Geerbt haben die beiden Schwestern aus der Lüneburger Heide diesen Unternehmergeist von ihren Eltern, die den Hof Matthies bereits vor 20 Jahren unabhängiger von der Politik machen wollten. „Das geht nur, wenn man die Vermarktung selbst in die Hand nimmt“, verdeutlicht Wetegrove. Außerdem wollten sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das ganze Jahr über Arbeit anbieten. „Bis zum 23. Dezember gelingt uns das mit den Weihnachtsbäumen, im Januar und Februar sind wir mit der Vermarktung der Kartoffeln beschäftigt und dann geht es schon bald mit den Arbeiten auf dem Acker wieder los“, schildert sie den Jahresablauf der Arbeiten auf dem Betrieb. Der Betrieb wird sowohl von den Eltern der Schwestern, als auch von ihnen und ihren Ehemännern geführt. „Für diesen starken Familienzusammenhalt sind wir sehr dankbar“, zeigen beide ihre Wertschätzung innerhalb des Familienbetriebs.

Mit 170 Hektar Rollrasen, 65 Hektar Weihnachtsbäumen und 35 Hektar Wildblumensaatvermehrung nehmen die arbeitsintensiven Sonderkulturen einen großen Raum des insgesamt 850 Hektar großen Betriebes neben Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Grassamenvermehrung und Mais ein. „Ein Hektar Getreide kommt mit sechs bis acht Arbeitsstunden pro Hektar aus, Kartoffeln 50-80 Stunden, Rollrasen etwa 250 Arbeitsstunden pro Hektar und Wildblumen benötigen 500 bis 700 Arbeitsstunden pro Hektar und Jahr“, vergleicht Gehrdau-Schröder die Ansprüche der Kulturen. Besonders die Beikrautregulierung zwischen den Wildblumen wie Margeriten, Lichtnelken, Natternkopf und Malven erfordert unzählige Arbeitsstunden per Hand. „Wir haben ein ganz tolles Team“, charakterisiert die 34-Jährige die Zusammenarbeit mit den rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, denen sie bei großer Konkurrenz im Speckgürtel von Hamburg einen guten Arbeitsplatz bieten wollen. Denn auch die Ernte der Blumensamen erfordert Fingerspitzengefühl. „Abgerechnet wird in Gramm, die meisten Samenkörner sind wesentlich kleiner als ein Rapskorn“, beschreibt Wetegrove das kostbare Erntegut, das als ganze Pflanze geerntet und erst in der Scheune gedroschen wird: „Das ist fast wie im 18. Jahrhundert.“

Neben den Wildblumen gehört der Anbau von Rollrasen zu den Steckenpferden des Betriebes. „Damit haben unsere Eltern schon vor 20 Jahren angefangen, um sich gegen die starke Konkurrenz um Land und Arbeitskräfte durchzusetzen – nur mit Getreide ist das auf den armen Böden unmöglich“, erläutert Wetegrove. Als die Schweine und Bullen vom Hof gingen, bot der Rollrasen eine Einkommensalternative. „Gras ist eine humusvermehrende Pflanze und da der Rasen bei uns anderthalb Jahre stehen bleibt und jeden zweiten Tag gemäht wird, bildet er Wurzeln wie ein Klettverschluss, sodass beim Abschälen eine stabile Sode entsteht und kaum Erde abgetragen wird“, erläutert sie. Durch die tiefe Verwurzelung bleibt sogar mehr Biomasse im sandigen Boden als entnommen wird.

Bei der Vermarktung spielt die gute Lage zwischen Hamburg und Bremen eine wichtige Rolle. Mittlerweile werden die Endkunden mit eigenen LKWs beliefert, damit der Rasen möglichst frisch ankommt. „Außerdem geben wir gerne Tipps an Gartenbesitzer weiter, wie der Rasen gepflegt und vor allem gedüngt werden muss“, beschreibt die 33-Jährige ihren Kundenservice. Daraus hat sich eine Düngecheckliste – vergleichbar mit der Düngebedarfsermittlung in der Landwirtschaft – ein Newsletter und ein eigens zusammengestellter Rasendünger entwickelt. „Wir denken uns jedes Jahr etwas Neues aus“, zeigt sie die Weiterentwicklung auf.

Durch die Vielfältigkeit des Hofes gehören die beiden Schwestern zu Niedersachsens „#ZukunftsBauern“. Ihr Video zur Imagekampagne ist unter https://www.zukunftsbauer-niedersachsen.de/ zu sehen. (LPD 03/2024)

Redakteurin

Wiebke Molsen

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