L P D – Die Statistiker korrigieren ihre Ernteprognosen, die Landwirte aber haben noch immer nicht alle Getreidefelder abernten können. Nach Umfragen des Landvolk-Pressedienstes steht in südlichen Höhenlagen noch Getreide auf den Feldern, je südlicher und je höher umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, sagt Ulrich Löhr vom Bauernverband Braunschweiger Land. Im Südosten des Landes hat die Getreideernte den Ackerbauern ohnehin ein gutes Nervenkostüm und sehr viel Ausdauer abverlangt. Die stetigen Niederschläge im August haben lange Zwangspausen verursacht und auch in Qualität und Ertrag Einbußen gekostet. Landesweit fiel die Ernte mit insgesamt fast 6,7 Mio. t Getreide nochmals besser aus als die gute Vorjahresernte in Höhe von knapp 6,4 Mio. t. Im Durchschnitt aller Getreidearten wurden mehr als 80 Dezitonnen Getreide je Hektar geerntet, bis Mitte der 1980er Jahre wurden maximal bis zu 50 Dezitonnen je Hektar geerntet. Bessere Züchtung und Anbautechnik haben unter anderem diesen Innovationsschub möglich gemacht. Über gute Getreideerträge freuen sich aktuell besonders die Landwirte in den nördlichen Landesteilen, wo das Wetter eindeutig günstiger war.
Auf dem Acker hat derweil die Aussaat für die Ernte im kommenden Jahr begonnen. Der Winterraps dürfte weitgehend bereits ausgesät sein. Es folgen nun zunächst ab Mitte September die Wintergerste und ab Ende des Monats der Winterweizen sowie auch Winterroggen. Weltweit haben Experten gerade die Prognosen auch mit Blick auf China, die EU und Russland angehoben und gehen von 1.976 Mio. t Getreide aus. Allein das geschätzte Plus übertrifft mit 17 Mio. t die gesamte Ernte Niedersachsen um das Zweieinhalbfache. Damit dürften die Getreidevorräte genügend Potenzial bieten für die verschiedenen Verwertungswege, von der menschlichen Ernährung über den Futtertrog bis hin zu energetischen Nutzung. Die breit gestreuten Qualitäten machen aktuell Getreide für den Einsatz im Futtertrog oder auch zur energetischen Nutzung interessant. Nach Schätzungen des Internationalen Getreiderates fließen weltweit allerdings lediglich gut 150 Mio. t Getreide in die Kraftstoffgewinnung, das sind sieben Prozent der gesamten Getreideernte. (LPD 70/2014)