Weg zu mehr Tierwohl erfordert große Anstrengungen

Weg zu mehr Tierwohl erfordert große Anstrengungen - Foto: Landvolk (Archiv)
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L P D – Niedersachsens Landwirte sind bereit, den Weg zu noch mehr Tierwohl zu beschreiten. Dies belegt unter anderem das hohe Interesse an der Initiative Tierwohl, die maßgeblich von der Landwirtschaft mit initiiert wurde. „Unsere Bauernfamilien benötigen dabei Unterstützung und fordern diese sowohl von der Politik als auch der Gesellschaft ein. In Norwegen haben wir erlebt, wie stark sich diese beiden Partner für die Landwirte im Land engagieren.“ Mit diesen Worten beschreibt Tobias Göckeritz, Mitglied im Vorstand des Landvolkes Niedersachsen und selbst Sauenhalter im Landkreis Nienburg, seine Eindrücke von einer Informationsfahrt des Niedersächsischen Landwirtschaftsministers nach Norwegen. „Wir haben in Norwegen aber auch aus eigener Anschauung feststellen können, dass die Schweinehaltung dort nicht frei von Tierschutzproblemen ist“, sagt Göckeritz.

Er und die drei weiteren Schweinehalter, die an der Informationsreise teilnahmen, sind mit der Überzeugung zurückgefahren, dass in Niedersachsen ebenfalls ein hohes Tierschutzniveau erreicht ist. „Wir müssen uns damit nicht verstecken“, versichert Göckeritz. Die Praktiker sind sich einig in ihrer Einschätzung, dass positive Ansätze sowohl zum Verzicht auf das Kupieren der Schweineschwänze als auch insbesondere zur unblutigen Immunokastration der Eber übernommen werden können, wenn dazu von Lebensmitteleinzelhandel und Politik die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Derzeit sind die norwegischen Verhältnisse mit denen in Niedersachsen jedoch in keiner Weise vergleichbar. „Leider haben wir in Norwegen keinen Einblick in einen Ferkelaufzuchtstall erhalten, diese Stallabteile sind bei dem Verzicht auf das Kupieren der Schweineschwänze besonders gefordert“, verdeutlicht Göckeritz.

Die Praktiker heben hervor, dass auf dem Weg zu noch mehr Tierwohl in Niedersachsen noch sehr viel zu leisten ist, damit das Vorhaben gelingen kann – das gilt für Politik und Gesellschaft gleichermaßen wie für die Landwirtschaft. Berücksichtigt werden müssten in Niedersachsen die Wettbewerbsfähigkeit und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der hiesigen Schweinehalter. Zurzeit müssen diese wirtschaftlichen Nachteile sowohl gegenüber Berufskollegen in östlichen Bundesländern als auch angrenzenden EU-Staaten hinnehmen. In Norwegen werden die Landwirte in einem abgeschotteten Markt durch Einfuhrverbote und Importzölle geschützt und mit Subventionen vom Staat unterstützt. „Wenn unsere Landwirte ihre Ställe noch tiergerechter umbauen sollen, dann müssen sie dabei zuvor auf Änderungen im Baurecht- und Immissionsrecht oder dem Brandschutz vertrauen können. Hier sind Vereinfachungen gefragt“, sagt Göckeritz. Zugleich appelliert er an Landwirtschaftsminister Christian Meyer, der den Niedersächsischen Tierschutzplan verantwortet, die bäuerlichen Familien wirtschaftlich nicht zu überfordern und ihnen für die ambitionierten Ziele ausreichend Zeit und lange Übergangsfristen für bestehende Gebäude einzuräumen.

Das Landvolk erwartet ergebnisoffene Diskussionen im Rahmen dieses Vorhabens und verlangt zwingend vor konkreten Entscheidungen eine Folgenabschätzung für die bäuerlichen Familien in Niedersachsen. „Dreh- und Angelpunkt bleibt die ökonomische und soziale Teilhabe der Bauernfamilien an der allgemeinen Wohlfahrtsentwicklung der Gesellschaft“, fasst Göckeritz für das Landvolk Niedersachsen seine Eindrücke zusammen und fügt an: „Nur ein entsprechendes Preisniveau, dass die erhöhten Tierwohlkosten deckt, ebnet dem Tierschutz den Weg, das belegen hiesige Programme wie auch die Erfahrungen in Norwegen“. (LPD 2015/79)