L P D – Regionale Lebensmittel und der Einkauf direkt beim Erzeuger liegen bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern im Trend. Landwirte möchten über den Direktverkauf dem Diktat sinkender Erzeugerpreise entkommen. Das hat zu einigen Geschäftsideen wie beispielsweise Milchautomaten geführt. Auch in Niedersachsen haben nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes einige Milchviehhalter diesen Schritt gewagt. Er ist für die Landwirte allerdings mit nicht unerheblichen Investitionen verbunden, zudem müssen einige rechtliche Voraussetzungen beachtet werden, da es sich hier um die Vermarktung von Rohmilch handelt. Für diese Milch gelten besondere Vorschriften, die in der „Rohmilchverordnung“ geregelt sind. Danach muss der Landwirt an der Abgabestelle gut sichtbar und lesbar den Hinweis „Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen“ anbringen. Die Rohmilch darf nur am Tag der Gewinnung und an dem darauf folgenden Tag abgegeben werden. Eine durchgehende Kühlung muss sichergestellt sein.
Gelegentlich werden in der Presse Studien zitiert, wonach Kinder, die in frühester Kindheit Rohmilch trinken, beispielsweise seltener Asthma entwickeln. Wissenschaftler warnen gleichwohl vor dem Verzehr von Rohmilch, insbesondere bei Kindern. Rohmilch kann verschiedene Keime enthalten und Infektionen mit einem schwerwiegenden Krankheitsverlauf auslösen. Kleinkinder, deren Immunsystem noch nicht richtig „ausgereift“ ist, sind anfällig für die krankmachenden Keime in der Rohmilch. Ein erhöhtes Risiko besteht ebenfalls für ältere Menschen, Schwangere oder immungeschwächte Personen. So waren im Herbst 2015 im Landkreis Wesermarsch einige Menschen an teils schweren Durchfällen durch Campylobacter-Infektionen erkrankt. Sie hatten Rohmilch von einer Milchtankstelle bezogen, diese zu Hause aber nicht abgekocht. Den Betreiber der Milchtankstelle traf hier keine Schuld, da er korrekt auf den Umgang mit Rohmilch hingewiesen hatte. Wer Rohmilch an der Milchtankstelle kauft, sollte die Warnhinweise beachten und die Milch vor dem Verzehr unbedingt gut abkochen, diesen Rat sollten auch Bauernhofurlauber beachten. In pasteurisierter Milch und in H-Milch sind wichtige Vitamine und Mineralstoffe immer noch in bedeutsamen Mengen enthalten. (LPD 54/2016)