Baugrund Absolute Verärgerung löst unter den Anrainern der geplanten Stromautobahn Suedlink ein von der Firma Tennet veranlasstes Schreiben aus. Kurz vor der Ernte sollen die Landwirte dem Unternehmen offenbar einen „Freifahrschein“ für umfangreiche Voruntersuchungen und Vermessungen einräumen.
So jedenfalls kam es bei ihnen an. Entsprechend fielen die Reaktionen aus. „Im Stil eines Inkassounternehmens werden Landwirte ohne weitere Hintergrundinformationen zu weitreichenden Einverständniserklärungen aufgefordert“, kommentierte Landvolkvizepräsident Dr. Holger Hennies. Das Schreiben stufte er als „völlig inakzeptabel“ ein. In der Konsequenz werde das Landvolk den Landwirten empfehlen, die gewünschten Zustimmungserklärungen nicht zurückzusenden. „Unsere Landwirte haben mit erheblichem Aufwand eine bisher äußerst schwierige Vegetationszeit managen müssen. Sie werden es nicht zulassen, dass nun Erkundungstrupps mit schweren Gerätschaften auf den erntereifen Schlägen agieren“, stellte Hennies klar.
Tennet hatte kürzlich eigene Vorstellungen für ein Leitpapier zu Bodenschutzmaßnahmen veröffentlicht. Die Bundesnetzagentur organisierte Anfang des Monats einen Umweltdialog, mit dem Ziel, landwirtschaftlichen Böden zu schützen. Von beidem findet sich in dem Brief an die Landwirte nichts wieder. Es wird lediglich auf ein kurzfristiges persönliches Gesprächsangebot oder Telefonat verwiesen.
Nachdem die Verärgerung öffentlich wurde, meldete sich Tennet zu Wort. Unternehmenssprecher Mathias Fischer sprach von einem „bedauernswerten Missverständnis“. Die Firma wolle an 36 Stellen in Deutschland Bodenproben nehmen, sieben davon seien in Niedersachsen. Es gehe darum, festzustellen, ob in diesen Bereichen „Unterbohrungen“ stattfinden können oder ob etwa Naturschutzbelange dagegen sprechen. Eine Trassenfestlegung sei damit nicht verbunden. „Wir machen das vollkommen minimal-invasiv“, versicherte Fischer gegenüber der Agentur dpa. Wenn irgend möglich, sollten die Proben von Wegen oder Straßen aus genommen werden. Die Landwirte sollten nicht an der Ernte gehindert werden. „Wir wollen nicht tief hinein in die Felder.“
Mitte Juli solle mit den Untersuchungen begonnen werden. Das sei in dem Brief nicht klar genug zum Ausdruck gekommen. „Es ist sehr formal, was da steht, und dieses Missverständnis bedauern wir“, sagte Fischer.
Der Landvolkverband machte indes deutlich, dass die Landwirtschaft weiterhin zu den Zielen der Energiewende steht und auch die Notwendigkeit zum Ausbau des Stromnetzes akzeptiert. „Dies sollte aber im gegenseitigen Einvernehmen und bei Wahrung der landläufig guten Sitten geschehen“, sagte Dr. Hennies.
LPD/red
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SuedLink, Vorab-Baugrunduntersuchungen von HDD-Querungen