Vom Siedler im Moor zum Erlebnisbauernhof mit Kaffeegarten
L P D – Als der Urururopa von Gerd Schmidt 1847 als erster Siedler ins Moor bei Bad Zwischenahn zog, konnte er sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, dass auf seinem Karolinenhof im Jahr 2000 mal ein Erlebnisbauernhof mit Café eröffnet würde. Aber genauso ist es gekommen. „Wir haben damals unsere Pachtflächen an jemanden verloren, der Mais für seine Biogasanlage anbauen wollte und eine höhere Pacht bezahlen konnte“, sagt Schmidt. Da habe er die Landwirtschaft und seine Zeburinderzucht aufgegeben und durch einen Streichelzoo mit Ponys, Schafen, Hühnern, Kaninchen und Meerschweinchen ersetzt.
„Das läuft sehr gut“, sagt der Landwirt, der noch relativ glimpflich durch die Corona-Krise gekommen ist. Lediglich die Bauernhofpädagogik, bei der geplant war, dass jeden Vormittag Kindergärten, Schulklassen und sogar Studenten auf den Hof kommen, fehlt ihm. Für die tiergestützte Verhaltenstherapie hat er eigens eine Mitarbeiterin angestellt, die den Kindern den richtigen Umgang mit den Tieren nahebringt und sie in ihrer Entwicklung unterstützt. Außerdem fährt er gerne mit Trecker und Anhänger in den Wald, um seinen Gästen die Zusammenhänge vor Ort zu erklären. „Das ist immer lustig und macht viel Spaß“, sagt Schmidt.
Derzeit bildet das typische Hofgeschehen, mit Hühnern und Gänsen, wie man es aus dem Bilderbuch kennt, den Hintergrund für den Kaffeegarten mit rund 250 Sitzplätzen. „Da setzen wir voll auf Selbstbedienung, sodass wir an guten Tagen auch mal 500 Leute mit Kaffee und Kuchen versorgen können“, freut sich Schmidt über den guten Zulauf. Zusätzlich veranstaltet er mindestens zwei Hoffeste pro Jahr. Da kommt dann auch der Geflügelzuchtverein und bietet eine Geflügelbörse an und der Tierarzt empfängt die Meerschweinchen der Jüngsten zur Sprechstunde. „Das ist für die Kinder das Highlight, die sind stolz wie Bolle“, freut sich Schmidt mit seinen kleinen Gästen.
Dass auf dem Hof alles piccobello ist, wenn die Gäste anreisen, dafür sorgen vier Langzeitsarbeitslose, die dort ihre Wiedereingliederung absolvieren. Von den zusätzlichen 14 Aushilfskräften seien während der Corona-Pandemie jedoch zehn abgesprungen, sodass es derzeit einen Arbeitskräftemangel gebe. „Wir wollten mit unserem Arbeitslosenprojekt eigentlich Obst und Gemüse anbauen“, erläutert Schmidt. Für die Vorarbeit des Aussäens und Pikierens fehlten jedoch die Arbeitskräfte, sodass dieses Projekt erstmal auf Eis gelegt wurde. Diese Weiterentwicklung des Hofes wurde zwar verschoben, Veränderungen wird es aber immer geben. Das ist heute noch genauso wie schon 1847. (LPD 62/2020)