100-Tage-Bilanz des DNZ-Vorsitzenden Eckhard Hinrichs
L P D – Eckhard Hinrichs ist seit dem 7. September 2021 Vorsitzender des Dachverbandes Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ). 100 Tage ist der einstige Stellvertreter nun als Vorsitzender im Amt und vertritt die Interessen von neun regionalen Zuckerrübenanbauerverbänden in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und dem nördlichen Teil von Sachsen-Anhalt. Zeit für eine erste Bilanz, denn der DNZ agiert als anerkannter Verkäuferverband und Verhandlungspartner der Nordzucker AG für alle vertraglichen Angelegenheiten des Rübenanbaus.
Mit Amtsantritt hat Eckhard Hinrichs die aktuelle Rübensaison genutzt und sich sowie seine Sichtweise zu den aktuellen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen bei den Mitgliederversammlungen der regionalen Zuckerrübenanbauerverbände den Landwirten vor Ort vorgestellt. Aber auch digital vertrat er den DNZ bei Video-Konferenzen oder in persönlichen Gesprächen. „Überall war die gleiche Frage zu hören: Wie geht es im Rübenanbau weiter? GAP, Farm-to-Fork, Green Deal sind Schlagwörter, deren Hintergründe wir unseren Mitgliedern in Bezug auf die Rübe erklären müssen“, führt Hinrichs aus. Wichtig seien dabei in erster Linie verlässliche Rahmenbedingungen, die EU-weit gleich sein müssen. „Wettbewerbsunterschiede darf es nicht geben! Ich werde mich dafür einsetzen, dass gekoppelte Beihilfen mittelfristig abgeschafft und einheitliche Pflanzenschutzbestimmungen geschaffen werden. Es kann nicht sein, dass unsere Nachbarländer den Rübenanbau subventionieren, während wir hierzulande allein auf uns gestellt sind. Das ist nicht fair. Die Rübe muss weiterhin wirtschaftlich bleiben. Dazu gehören auch angemessene Rübenpreise“, fordert der DNZ-Vorsitzende.
„Gesellschaft, Politik und Markt haben erheblichen Einfluss auf die Rübe“, erklärt Hinrichs. Weil es immer weniger Landwirte gebe und so ein realistischer Bezug zur Branche fehle, entferne sich die Gesellschaft leider immer weiter von der Landwirtschaft, führt Hinrichs aus. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Politik dem Wunsch einer Agraridylle hinterher und der guten fachlichen Praxis zuwiderläuft“, zeigt der Vorsitzende auf. So bewirke die öffentliche Meinung gelegentlich sogar das Gegenteil von dem, was eigentlich gewollt sei, wie beispielsweise bei der insektiziden Beize. „Hier war es gelungen, die Bekämpfung von Schädlingen direkt an der Pflanze vorzunehmen. Mit dem Verbot sind wir nun wieder gezwungen, bei Befall mit der Flächenspritze zu arbeiten“, erklärt Hinrichs den Rückschritt. Hinsichtlich des Marktgeschehens fordert der DNZ, die politisch initiierten Wettbewerbsverzerrungen zu beenden und für einheitliche Spielregeln auf dem EU-Binnenmarkt zu sorgen. Zusätzliche Herausforderungen bereitet zudem der Green Deal mit seinen verstärkten Maßnahmen zum Klimaschutz in einem sehr ambitionierten Zeitfenster. „Intensive Lobbyarbeit ist sowohl im Markt als auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene erforderlich“, schlussfolgert Hinrichs.
Das werde auch mit der neuen Regierung nicht einfacher. Zwar ändern sich für den Verband die Ansprechpartner, allerdings biete dies die Chance, mehr miteinander ins Gespräch zu kommen. „Wir werden versuchen, unsere Anliegen auch der Rot-Gelb-Grünen-Bundesregierung näher zu bringen“, sagt Hinrichs. Mit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wurden auf europäischer Ebene bereits entscheidende Weichen für uns Landwirte gestellt. Brüssel hat entschieden, dass die Ausgestaltung der GAP-Ziele den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten obliegt. „Die neue Regierungskoalition wird diese also auf nationaler Ebene umsetzen. Bleibt zu hoffen, dass dies maßvoll und mit einer realistischen Folgenabschätzung einhergeht. In jedem Fall ist es ratsam, stärker und lauter als bisher faktenorientiert zu argumentieren. Künftig müssen wir noch mehr erklären, was wir tun. Dazu rufe ich insbesondere auch unsere Mitglieder auf“, zeigt sich der neue DNZ-Vorsitzende Hinrichs für die Zukunft der Zuckerrübe kämpferisch. (LPD 97/2021)