- Foto: landpixel
Foto: landpixel

L P D – „Unsere Tierhalter nehmen die umwelt- und pflanzengerechte Nutzung der anfallenden Wirtschaftsdünger als eine besondere Herausforderung an. Es werden bereits viele Stellschrauben genutzt, um die Regionen mit intensiver Tierhaltung zu entlasten“, reagiert Landvolkpräsident Werner Hilse auf die Vorlage des 2. Nährstoffberichtes durch Landwirtschaftsminister Christian Meyer. Dazu seien Änderungen der betrieblichen Abläufe, Investitionen in neue Techniken und Kooperationen mit reinen Ackerbaubetrieben im Osten und Süden Niedersachsens erforderlich. Die Entwicklung zeige, dass die Landwirte den ungleichen Anfall und die Verteilung von Nährstoffen in Niedersachsen in den Griff bekommen wollen. „Eine überbetriebliche und überregionale Nutzung wertvoller Wirtschaftsdünger ist im Sinne des Gewässerschutzes sinnvoll“, sagt Hilse und fügt an: „Sie schont zugleich natürliche Ressourcen und Rohstoffe und ist damit nachhaltig, weil weniger Handelsdünger eingesetzt werden muss, und schließt Nährstoffkreisläufe“. Das Zusammenspiel zwischen Tierhaltern als Wirtschaftsdüngerlieferanten und den Nutzern im Ackerbau baue auf bestehenden Strukturen auf, diese Zusammenarbeit müsse sich dennoch mehr etablieren. „Wir fordern die Landesregierung auf, diesen für alle Beteiligten guten Weg aktiv zu unterstützen und den Landwirten die dafür benötigte Zeit einzuräumen. Gemeinsam sollten wir Lösungen voranbringen“, wirbt Hilse um Unterstützung.

An erster Stelle nennt er die Rücklieferung von Wirtschaftsdünger in Ackerbauregionen, die bereits einen guten Teil ihrer Erträge als Futter in die Veredelungsregion Weser-Ems liefern. „Wir wollen den Nährstoffkreislauf wieder schließen und müssen dazu die geeignete Infrastruktur aufbauen“, verdeutlicht Hilse. Bislang fehlten ausreichende Lagermöglichkeiten, um den Ackerbauern die gewünschte Flexibilität für die Nutzung der Wirtschaftsdünger bieten zu können. Hier könnte das Land bei der einzelbetrieblichen Investitionsförderung einen Ausgleich herstellen. Mehr als 500.000 t Wirtschaftsdünger sind im Jahr 2013/14 zusätzlich als Düngemittel aus den Viehhaltungs- in die Ackerbauregionen verbracht worden, Tendenz steigend. „Der Wirtschaftsdünger kann bei uns Ackerbauern Mineraldünger ersetzen, wenn wir Liefersicherheit mit Blick auf Menge, Termin und Inhaltsstoffe haben“, sagt Jürgen Hirschfeld als Vorsitzender im Ausschuss pflanzliche Erzeugung des Landvolkes Niedersachsen. Er verspricht sich zudem positive Effekte auf die Humusbilanz und warnt vor zu restriktiver Bürokratie und Dokumentation bei der Novellierung der Düngeverordnung. Sie könnten den positiven Ansatz dieser Nährstoffkreisläufe wieder gefährden.

Immer mehr Landwirte nutzen moderne Ausbringungstechniken. Die Gülle wird mit sogenannten Injektions-, Schlitz- oder Strip-Till-Verfahren direkt in den Boden eingebracht. Die in dem Dünger enthaltenen Nährstoffe werden somit im Boden aufgeschlossen und sind somit für die Pflanzenwurzeln verfügbar. Stickstoffverluste in die Atmosphäre werden ebenso minimiert wie Geruchsbelastungen. Knapp fünf Mio. Kubikmeter Gülle werden nach Berechnungen des Landvolkes pro Jahr auf diese Weise sehr umweltschonend genutzt, die Betriebsleiter sparen zugleich mindestens zwei Mio. kg Stickstoffdünger ein. Zum Schutz vor Auswaschungsverlusten über die Wintermonate haben im vergangenen Herbst fast 4.000 Landwirte Zwischenfrüchte ausgesät. Um die 400.000 ha Acker dürften landesweit mit einem grünen Mantel aus Ölrettich, Senf, Phacelia oder anderem in die Winterruhe gegangen sein und bilden für die nächsten Früchte eine neue Humusressource. „Diese Beispiele belegen, dass die Landwirte sehr sensibel mit Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung umgehen, um die enthaltenen Nährstoffe effektiv nutzen zu können“, erklärt Hilse. Er spricht von einem deutlich gestiegenen Problembewusstsein der Landwirte, über entsprechende Anreize der Politik seien durchaus noch weitere Fortschritte zu erreichen. Dazu zählen beispielsweise auch Technologien zur Aufbereitung und Konzentration der Gülle, um diese einfacher transportieren und noch gezielter als Dünger einsetzen zu können.