Junglandwirte Die Hofübergabe kann in landwirtschaftlichen Familien schnell zum Minenfeld werden. Wie diese Probleme gemeistert werden können, diskutierte der „Studienkurs Niedersachsen“ mit Anne Dirksen von der Landwirtschaftskammer.
Konflikte zwischen Jung und Alt oder mit weichenden Erben brechen in vielen landwirtschaftlichen Familien auf. Häufig im Zuge von Hofübergaben. „Ich will unseren Hof anders weiterentwickeln als meine Eltern“ oder „Meine Eltern lehnen es ab, die Abfindung meiner Geschwister zu regeln“. So und ähnlich lauten dann Aussagen angehender Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, wenn die Hofübergabe bevorsteht. Um auszuloten, welche Möglichkeiten Junglandwirte zur Lösung derartiger Probleme nutzen können, traf sich der Studienkurs Niedersachsen mit der sozioökonomischen Beraterin der LWK Niedersachsen, Anne Dirksen. Unter der Leitung von Bernd Tietjen wollten die Teilnehmer des Studienkurses auch erfahren, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt, wenn Junglandwirte andere Probleme haben, beispielsweise angesichts des steigenden Drucks von außen, durch Nachbarn, Politik und Gesellschaft.
Bei vielen Konflikten spielen unausgesprochene Ängste der Beteiligten eine große Rolle. „Angst ist ein Scheinriese“, sagte Anne Dirksen. „Wenn die Menschen offen darüber sprechen, wird die Angst meistens zum Zwerg“. Über Ängste und andere Gefühle zu sprechen, ist in den meisten Bauernfamilien jedoch unüblich. In vielen Familien ist Landwirtschaft das alles beherrschende Thema. Dagegen tauschen sich die Familienmitglieder oft nicht darüber aus, wie es den Einzelnen in der Familie und mit dem Betrieb geht und welche Bedürfnisse sie haben. Hier setzen die sozioökonomischen Berater an. Sie begleiten Gespräche in der Familie, mit der Partnerin beziehungsweise dem Partner oder den auf dem Hof lebenden Generationen. Gemeinsam mit allen Beteiligten entwickeln sie konstruktive Lösungen.
Mit Blick auf die Hofübergabe geht es darum, den Weg für die rechtliche und steuerliche Beratung zu bahnen. „Wir erarbeiten eine Art Wunschzettel, auf dem alle Beteiligten ihre Vorstellungen über die Hofübergabe zusammentragen“, erklärte Anne Dirksen. Dabei ist wichtig, dass alle Wünsche und Bedenken offen angesprochen werden. Allerdings muss klar sein, dass nicht alle Wünsche erfüllbar sind. Ziel ist, die Hofübergabe so vorzubereiten, dass alle Beteiligten das Endergebnis im Idealfall mittragen.
Anne Dirksen ermutigt die jungen Leute, diese Art der Beratung in Anspruch zu nehmen: „Wenn ein Schlepper kaputt ist, schalten Landwirte selbstverständlich einen Profi von der Werkstatt ein. Bei Ängsten und Sorgen heißt es jedoch meistens: Da muss ich alleine mit fertig werden“. Das ist ein Trugschluss: Denn auf etlichen Höfen ließe sich viel Leid verhindern, wenn die Betroffenen frühzeitig professionelle Unterstützung suchen und annehmen würden.
Neben der sozioökonomischen Beratung der LWK stehen den Menschen in der Landwirtschaft die Kreislandvolkverbände und die „Landwirtschaftliche Familienberatung Niedersachsen“ offen. Wichtig ist das Vertrauen zu den beratenden Personen. Wer seine Ängste und Sorgen lieber anonym besprechen möchte, kann eines der „Landwirtschaftlichen Sorgentelefone Niedersachsen“ anrufen. Die Gesprächspartner aller Organisationen kommen aus dem landwirtschaftlichen Bereich und haben ein hohes Einfühlungsvermögen. Die Organisationen selbst sind gut miteinander vernetzt und leiten Fälle bei Bedarf weiter.
Christine Kolle, Junglandwirte Niedersachsen e.V.