Bauern leiden unter dem Embargo

Bauern leiden unter dem Embargo - Foto: landpixel
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Handel Seit einem Jahr gilt das russische Importverbot für viele europäischen Lebensmittel. Die Folgen für die deutschen Landwirte wurden jetzt von Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied öffentlich beklagt. Die Ausfuhren hätten sich halbiert, in Folge seien die Preise im Sturzflug. Er forderte eine politische Annäherung und staatliche Hilfen.

Je nach Wirkung der indirekten Effekte betragen die Verluste für die deutsche Agrarwirtschaft sogar eine Mrd. Euro und mehr. Seit dem Beginn des Einfuhrstopps am 7. August 2014 bis zum 4. August des laufenden Jahres haben sich laut Angaben des Bauernverbandes die Agrarexporte von Deutschland nach Russland auf etwa 900 Mio. Euro halbiert. Dabei seien die Ausfuhren bei den für die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze in Deutschland besonders wichtigen Fleischwaren und Milchprodukten sogar auf null zurückgegangen; gleiches gelte für Obst und Gemüse.

Mengen, die bisher nach Russland exportiert worden seien, drängten nun auf den EU-Binnenmarkt und sorgten dort für zusätzlichen Preisdruck. Das Moskauer Embargo bedeutet nach Berechnungen des Bauernverbandes für einen deutschen Schweinemäster, der im Jahr 4.000 Schweine verkauft, eine jährliche Erlöseinbuße von 32.000 Euro. Derweil verringerten sich die Einkünfte eines Milchbauern mit 75 Kühen und einer Jahresproduktion von 600.000 kg Milch um etwa 18 000 Euro. Der Effekt des Embargos wird hier auf 2 Cent bis 4 Cent pro Kilogramm Milch geschätzt. Insgesamt seien die Milchpreise für die Erzeuger in den vergangenen zwölf Monaten um etwa 10 Cent/kg gesunken.

„Der Ausfall tut sehr weh“, sagte Präsident Joachim Rukwied in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel. Er forderte eine politsche Annäherung und eine Marketingoffensive, um vor allem auf asiatischen Märkten für deutsche Milcherzeugnisse zu werben.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat die Vernichtung eingeschmuggelter europäischer Lebensmittel in Russland als «ethisch völlig inakzeptabel» kritisiert. „Immer noch hungern Menschen auf der Welt, da verbieten sich solche politischen Aktionen“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Russland hatte Anfang August begonnen, Hunderte Tonnen Lebensmittel zu verbrennen, die unter ein Embargo für Agrarprodukte und Ernährungsgüter aus der EU und den USA fallen. Mit dem Embargo reagierte Moskau vor einem Jahr auf die westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise. Schmidt forderte Präsident Wladimir Putin auf, das Einfuhrverbot zu lockern. Dies könne als Signal zur Bereitschaft einer Verbesserung der allgemeinen politischen Lage gewertet werden. Zugleich bot der deutsche Agrarminister Hilfe an: „Ich bin in der Zuständigkeit meines Ressorts zu einem Ausbau der Zusammenarbeit bereit, auch zu einer Unterstützung bei der Entwicklung der russischen Landwirtschaft“.

Am Montag erklärte die EU-Kommission, dass für die betroffenen Obst- und Gemüsebauern rund 125 Mio. Euro zur Verfügung gestellt werden. Profitieren können demnach unter anderem Produzenten von Möhren und Tomaten, Gurken und Pilzen, Äpfeln und Birnen sowie Tafeltrauben und Kiwis. Die formale Entscheidung fällt erst in einigen Wochen, tritt dann aber rückwirkend in Kraft.
Mit dem Importstopp befassen sich am 5. September auch die EU-Landwirtschaftsminister bei einem Treffen in Brüssel.
AgE/red