Per „Fingerschnipp“ lässt sich die Nachfrage nicht steigern. Darum erwartet der Ökoausschuss im Landvolk mehr politische Unterstützung. Nicht nur in Marktfragen gibt es Gemeinsamkeiten mit den konventionellen Kollegen. Mehr Wertschätzung und mehr Wertschöpfung für unsere Produkte – in diesen Forderungen waren sich die Mitglieder des Ökoausschusses im Landvolk Niedersachsen mit Präsident Werner Hilse einig. Konventionelle wie Biolandwirte stünden für gemeinsame Ideale wie Nachhaltigkeit, schonenden Umgang mit Ressourcen oder das Beachten der Kreislaufwirtschaft.
Hilse war zu einem intensiven Meinungsaustausch in das Gremium gekommen. Es hatte vor knapp zehn Jahren zunächst als Arbeitsgemeinschaft seine Tätigkeit aufgenommen und diskutiert als Ausschuss im Landvolk seit 2013 auch politische Vorgaben, wie die EU-Ökoverordnung. Den Vorsitz hat Carsten Bauck inne.
Hilse stellte zunächst seinen eigenen Hof und die Arbeit im Deutschen Bauernverband (DBV) sowie auf EU-Ebene (Copa) vor. Hinsichtlich der Märkte sah er konventionelle wie Biomärkte gleichermaßen unter Preisdruck. Daher müsse das von Politikern immer wieder anvisierte Ziel, den Ökolandbau auf einen bestimmten Anteil festzuschreiben, kritisch hinterfragt werden. Mit einem einfachen „Fingerschnipp“ lasse sich das nicht erreichen, sagte Hilse. Vielmehr müsse der Markt kontinuierlich aufgebaut und gepflegt werden, dabei könne die Politik deutlich mehr Unterstützung leisten.
In dieser Einschätzung gab es großen Konsens zwischen dem Ausschuss und dem Präsidenten. Jochen Kulow aus dem Wendland verglich den Ökomarkt mit einer „zarten Pflanze“, die abzusaufen drohe, wenn sie zu viel Wasser erhalte. Es gebe viele Beweggründe für den Ökolandbau, aber jeder Biobauer habe seinen eignen Weg gesucht, schilderte der Hildesheimer Kai-Wilhelm Behre. Große Herausforderungen haben nach Überzeugung Hilses nicht nur konventionelle, sondern auch Biobetriebe zu meistern, wenn die Vorgaben der neuen Düngeverordnung greifen werden, ging er auf aktuelle Probleme ein. Die Düngeverordnung werde nicht nur mit Blick auf Nitrat, sondern auch Phosphat Anpassungen erfordern. Hilse befürchtete, dass damit dem Strukturwandel erneut Auftrieb verliehen werde.
Sehr pointiert bezog Jochen Kulow zur Tierhaltung Position und mahnte einen Wertewandel an, Tiere dürften nicht allein aus der „Produktionsbrille“ gesehen werden. Der Braunschweiger Detlef Vollheyde bezeichnete Biolandbau als praktizierten Umweltschutz. Albert Haake aus dem Weserbergland ging der freiwillige Ausbau des Biomarktes nicht schnell genug, es müsse auch über eine Lenkung durch den Staat nachgedacht werden.
Ein starkes Interesse der Landwirte an der Umstellungsberatung zum Ökolandbau haben die Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer zu bewältigen. Im vergangenen Frühjahr hätten sich viele Milchviehhalter gemeldet, aktuell eher große Marktfruchtbaubetriebe, berichtete Dr. Ulrich Klischat, der für den LWK-Geschäftsbereich zuständig ist. Die Anfragen überstiegen die Kapazität der sechs Mitarbeiter.
Aktuell seien beispielsweise der Stallklimacheck oder die Bauberatung für Schweineställe besonders gefragt, immer wieder werde auch eine Zweitmeinung eingeholt. Daraus lässt sich schließen, dass die Betriebsleiter ihren Schritt genau abwägen und auch die ökonomische Seite sehr genau analysiert wird, hob Klischat hervor. Etwa jeder dritte Interessent entscheidet sich nach seinen Erfahrungen nach den Beratungsgesprächen tatsächlich für den Umstieg von konventionell zu bio. Br