Marktkrise Die jüngste Sitzung des Milchausschusses im Landvolk Niedersachsen stand ganz unter dem Eindruck der angespannten wirtschaftlichen Situation. „“Unsere Landwirte benötigen jetzt dringend ein Signal der Ermutigung und des Aufbruchs“, schildert Vorsitzender Heinz Korte.
Auf den bäuerlichen Familien laste ein enormer Druck, sowohl finanziell wie auch psychisch, wurde aus allen Regionen mitgeteilt. Klare Forderungen knüpfen die Landwirte daher an die in Kürze beginnenden Preisverhandlungen zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Der Ausschuss sieht den LEH mit in der sozialen Verantwortung, er fordere bei den Landwirten die Einhaltung aller Nachhaltigkeitskriterien. Wer ein „Mehr“ an Tierwohl oder Nachhaltigkeit fordere, müsse im Gegenzug bereit sein, diesen Mehrwert ausreichend zu honorieren. Dies müsse dann für alle Milchprodukte, also nicht nur für Frischprodukte, sondern auch Käse oder Pulver gelten.
Der Milchausschuss des Landvolkes Niedersachsen unter der Leitung von Vizepräsident Heinz Korte fordert auch von der Politik konkrete weitere Unterstützung, da über das Russlandembargo der Milchmarkt politisch begründet empfindlich aus dem Lot gebracht wurde. Staatliche Eingriffe in den Milchmarkt lehnt das Landvolk ab. Gleichwohl begrüßt der Ausschuss grundsätzlich die Diskussion über eine eventuelle Neugestaltung der Lieferbeziehung zwischen Landwirten und den Molkereien. Hier müsse alles auf den Prüfstand und bewertet werden. Staatliche Unterstützung kann sich das Landvolk bei der Entwicklung neuer Preisabsicherungsmodelle nach dem amerikanischen Vorbild der Margenversicherung vorstellen. Sie könne als wirksames Instrument helfen, Erlöseinbußen für die Milcherzeuger in Krisenzeiten abzumildern. Auch das Kartellrecht könnte den Landwirten mehr Schutz bieten, wenn nicht weiter einseitig die Interessen des Handels vorrangig berücksichtigt würden. Weitere Verschärfungen des landwirtschaftlichen Fachrechtes hingegen, seien zurzeit von den Landwirten finanziell absolut nicht leistbar.
LPD
Beschämend niedriges Preisniveau
3 Fragen an:
Heinz Korte, Vorsitzender Milchausschuss im Landvolk Niedersachsen
Die Milchpreise sind seit Mitte 2014 auf Talfahrt, mit welchen Folgen rechnet der Verband?
Die Stimmung in Niedersachsen und ganz Deutschland muss mehr als bedenklich eingestuft werden. Große wie kleine Höfe sind gleichermaßen betroffen, die gesamte Familie und die Mitarbeiter leiden gleichermaßen unter dem Preisdruck.
Wo sehen Sie die Gründe für den nicht vorhergesehenen Absturz der Auszahlungspreise?
Der russische Importstopp hat heftige Auswirkungen. Insbesondere in der aktuellen Marktsituation wirken sich die Folgen des politisch motivierten Embargos ungleich härter aus. Hier treffen ungünstige Marktvolatilitäten (Wirtschaftsschwäche China, sinkende Kaufkraft ölexportierender Länder) auf zusätzliche Marktverwerfungen, die politisch bedingt sind. Es gibt außerdem Länder wie die Niederlande oder Irland, wo aus politisch motivierten Gründen mehr Milch erzeugt wird. Um die kurzfristige Liquidität aufrecht zu erhalten ist es rein betriebswirtschaftlich betrachtet auch hierzulande für eine Reihe von Milchviehhaltern attraktiv, mehr Milch zu melken.
Welche Forderungen und Empfehlungen wurden im Milchausschuss des Landvolkes diskutiert?
Die Beziehungen zu Russland sind politischer Art, daher ist die Politik auch gegenüber den Landwirten in der Pflicht. Vom Kartellrecht über die Lieferbeziehungen zu den Molkereien und neue Modelle der Preisabsicherung sehen wir großen Handlungsbedarf, der leider keine kurzfristigen Erfolge versprechen kann. Das beschämend niedrige Preisniveau im LEH ist der effektivste Hebel, hier müssen wir massiv ansetzen.