Ein perfektes Netzwerk für die Milch

Ein perfektes Netzwerk für die Milch -

40 Jahre LVN Als die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) vor 40 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, standen Kapazitätserweiterungen auf den Höfen und in den Molkereien sowie die Verbreiterung der Produktpalette im Mittelpunkt. Heute richten Landwirte und Molkereien den Blick mehr auf Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit.
Vom Landwirt, über die Molkereien bis hin zu Handel und Verbraucher sind bei uns alle mit dabei, schildert Vorsitzender Jan Heusmann.  Die Landesvereinigung bildet damit ein Netzwerk und regt Gespräche über und mit Milch an. Sie stellt Informationen zur Milchwirtschaft, den Produkten und zu moderner Ernährung bereit. Auf dem Weg der Milch von der Kuh bis zum Verbraucher macht sie sich stark für Qualität und Sicherheit.

In den Gründerjahren der LVN wurden in Niedersachsen mehr als 100.000 Milchviehhalter und 1,1 Mio. Kühe gezählt, heute sind es noch 750.000 Kühe auf 10.300 Höfen, die Milchanlieferung dagegen stieg von 3,8 Mrd. kg im Jahr 1973 über 4,7 Mrd. kg vor Einführung der Quotenregelung im Jahr 1984 auf zurzeit 5,7 Mrd. kg. Der Kapazitätserweiterung in den siebziger Jahren folgte ein Konzentrationsprozess in der Molkereiwirtschaft, heute gibt es noch 28 Molkereien. Die Überschüsse der 80er und 90er Jahre waren bis 2007 vollständig abgebaut. „Auch damals schon waren niedersächsische Milchprodukte gefragte Exportartikel“, sagt Heusmann und fügt an: „Heute wird jeder 5. niedersächsische Käse im Ausland verkauft“.

Ein wichtiges Aufgabengebiet der LVN ist die Gemeinschaftswerbung, unter anderem auch für Schulmilch. Als echter Dauerbrenner hat sich das gemeinsame Schulfrühstück für die Grundschüler mit dem eingängigen Namen „Gemeinsam schmausen in den Pausen“ erwiesen. Anfangs warb „Axel“ auf der Milchpackung, heute begleitet „Karla von Kuhstadt“ die LVN auf Werbetouren. Auch die Bundeswehr wurde mit Milch in den Kantinen „gut gerüstet“. Die LVN hat in der Werbung immer wieder außergewöhnliche Allianzen geschmiedet, sei es im Sport oder zur Weltausstellung in Hannover mit der KuhArtExpo in Form einer 40 Kopf starken Herde, die von Künstlern und Prominenten gestaltet wurde. Schon 1997 setzte die Landesvereinigung auf elektronische Medien und hat www.milchwirtschaft.de immer wieder modernisiert. Mit My KuhTube und der Milch App ist die niedersächsische Milchwirtschaft in den sozialen Medien angekommen. Die Landwirte selbst nutzen seit mehr als 20 Jahren sehr selbstbewusst Spannplakate auf ihren Höfen: „Wir sind stolz auf unsere Milchprodukte“ hieß es erstmals in den 80er Jahren.

Ein weiterer Schwerpunkt gilt der Qualität. In den Anfangsjahren wurde die Milch noch in Kannen auf den Höfen abgeholt. Mit den Sammeltanks kam die Milchkühlung auf die Höfe, die LVN beriet die Landwirte bei der Umstellung  förderte die Probenahme der Milch sowie die Untersuchung auf wichtige Qualitätsparameter. Schon Ende der 80er Jahre wurde die Basis für das heutige Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch) gelegt, es bezieht vor- und nachgelagerte Stufen der Milcherzeugung und -verarbeitung in die Qualitätssicherung ein. Seine Leistungsfähigkeit hat es erst Anfang des Jahres bei der Aufdeckung der Aflatoxin-Belastung in Futtermais unter Beweis gestellt. Mit Hilfe der Milchwirtschaft konnte über die belastete Milchprobe die Spur zum Verursacher zurückverfolgt und zugleich sichergestellt werden, dass keine Milch in den Handel gelangt war. Ganz aktuell hat die LVN das Thema Nachhaltigkeit aufgegriffen  und bezieht hier ebenfalls die Milcherzeugerbetriebe mit ein.
Br

3 Fragen an Jan Heusmann

Was konkret hat 1973 die Gründung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) ausgelöst, wer war damals „Pate“?
Seit den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts gab es bei den Molkereien eine starke Fusionswelle, von 1955 bis 1968 reduzierte sich ihre Zahl um mehr als 150 auf gut 400. Die Entwicklung hatte auch bei den damaligen Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaften in Hannover-Braunschweig und Weser-Ems zu Handlungsdruck geführt. Der Zusammenschluss zur LVN wurde vom damaligen Landwirtschaftsminister Klaus-Peter Bruns positiv begleitet, zugleich bezog er die noch junge Landesvereinigung in seine Entscheidungen stets mit ein.

Was ist das besondere Kennzeichen der LVN, was zeichnet sie gegenüber anderen Branchenzusammenschlüssen aus?
Bei uns sitzen alle Beteiligten der Wertschöpfungskette an einem Tisch: Von den vorgelagerten Branchen über Landwirtschaft und Molkereien bis zu Verbraucherverbänden. Das gibt es in keiner anderen Branche und keinem anderen Bundesland, darauf sind wir zu Recht Stolz.

Die Erfolgsbilanz ist beachtlich, welche konkreten Aufgaben hat sich die LVN für die nächste Zukunft vorgenommen?
Einen wichtigen Aufgabenbereich wird die Nachhaltigkeit einnehmen, einige Molkereien haben unseren Fragenkatalog für ihre Arbeit aufgegriffen. Als Riesenchance sehe ich zudem die modernen Kommunikationsmittel wie My KuhTube: Mit wenig Geld aber viel Kreativität  können wir hier viele Menschen erreichen. Daneben werden wir unsere bewährten Angebote in der Verbraucheraufklärung und Ernährungsberatung nicht vernachlässigen.
Br