Getreidernte Rund 14 Tage später, aber mit recht optimistischen
Erwartungen werden Niedersachsens Bauern frühestens Mitte Juli die
Getreideernte beginnen. Keine Prognosen gibt es derzeit zu den
Qualitäten, „das ist ein Blick in die Glaskugel“, sagte Jürgen
Hirschfeld bei der Getreiderundfahrt des Landvolkes Niedersachsen im
Raum Rotenburg-Verden.
Eine noch sehr vorsichtige Schätzung gab er
dagegen über die zu erwartende Menge ab. Nach den bislang vorliegenden
Flächendaten und den durchschnittlichen Ertragserwartungen dürfte die
Gesamternte mit mindestens 5,5 Mio. t leicht über dem in der Gesamternte
nicht sehr starken Vorjahresergebnis liegen. Der Winterweizenanbau
wurde nach den witterungsbedingten Ausfällen 2012 auf gut 380.000 ha
wieder etwas ausgedehnt. Wintergerste reift auf etwa 125.000 ha heran,
der Roggenanbau wird mit gut 140.000 ha als etwas hoch eingestuft.
Marktentlastung könnte hier die Nachfrage der Betreiber von
Biogasanlagen bringen, denn der Mais entwickelt sich in diesem Jahr
längst nicht so gut wie in den Jahren zuvor, die Gesamtfläche liegt mit
knapp 600.000 Silo- und Körnermais unter dem Niveau des Vorjahres mit
620.000 ha.
Von Witterung profitiert
Das Getreide profitierte nach
Einschätzung der Landwirte aus allen Regionen Niedersachsens von der
feucht-kühlen Witterung. Nur wenige Getreideflächen wurden in größerem
Maße durch Hochwasser oder Starkregen beeinträchtigt, allerdings ist die
Betroffenheit einzelner Betriebe sehr hoch. Einige Sorgen bereitet den
Landwirten die späte Erntezeit, die bei Weizen bis in den September
hinreichen könnte und damit auch die Bestellung der Folgekulturen
erschwert.
Einig waren sich die Teilnehmer aus Landwirtschaft,
Genossenschaft, Handel und Verarbeitungsunternehmen zum globalen Umfeld.
Die Weizenerzeugung wurde gegenüber ersten Prognosen nach oben
korrigiert, allerdings liegt die steigende Erzeugung nur knapp über der
ebenfalls steigenden Nachfrage, die Vorräte bleiben knapp. Kritik gab es
an den Schätzungen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums,
diese seien sehr stark politisch beeinflusst. Nach Einschätzung der
niedersächsischen Marktbeobachter könnte eine eigene Prognose der EU
hier mit realistischeren Daten einen Gegenpol liefern. Die höheren
Ernteerwartungen sind in den Börsennotierungen weitgehend
berücksichtigt, auf der Getreiderundfahrt gingen alle Beteiligten von
einer „Bodenbildung“ aus. Das heißt, das die Preiskurve eher wieder
ansteigen dürfte.
Einige Daten zum Rapsmarkt lieferte
UFOP-Geschäftsführer Stephan Arens. Raps bleibe gefragt. Die Position
der deutschen Landwirte mit einer Erzeugung in Höhe von gut 5,2 Mio. t
werde gestärkt, da sich Großbritannien und Frankreich aus dem Markt für
die Ölfrucht zunehmend zurückzögen. Das Verbot der Neonikotinoide greife
erst 2014, damit sei die aktuelle Aussaat gesichert, die Zukunft stelle
die Züchter vor große Herausforderungen. Scharfe Kritik übte der
UFOP-Vertreter an der Biokraftstoffpolitik der EU mit ihren
dirigistischen Eingriffen in den Anbau. Hirschfeld ergänzte, Raps
liefere nicht nur Öl, sondern mache über das Schrot jede zweite Tonne
Sojaimport überflüssig.
Raps etabliert sich neu
Bei der Rundfahrt
im Raum Kirchlinteln präsentierte Landvolkvorsitzender Jörn Ehlers mit
den Beratern der Landwirtschaftskammer Bremervörde u.a. gut geführte
Rapsbestände. Die Ölfrucht hat sich in der Region neu etabliert und
bereichert die Fruchtfolge, die in erster Linie im Altkreis Rotenburg
von Mais dominiert wird. Die Maisflächen werden in der Region häufig im
Rahmen der Aktion „Bunte Felder“ mit einem bunten Blühstreifen versehen,
beim Rapsanbau sprechen die Landwirte Pflanzenschutzmaßnahmen mit den
Imkern ab, um die Insekten zu schützen. Die Landwirte nehmen nicht nur
Rücksicht auf die Nutzinsekten, eine große Bedeutung spielt auch die
Wasserschutzberatung. Der Großraum Rotenburg-Verden ist unter anderem
Trinkwasserlieferant für die Metropole Bremen. Die Landwirte verstehen
hier auch etwas vom Weizenanbau, der auf dem Grenzstandort in der
Verdener Geest mit knapp über 20 Bodenpunkten einen sehr überzeugenden
Eindruck machte.
Keine Garantieerklärungen unterschreiben!
Neun Verbände haben unter dem Titel „Maßnahmen für den sicheren Umgang mit Getreide, Ölsaaten und Leguminosen“ ein Merkblatt neu erstellt. Vom Anbau über Ernte und Transport bis hin zur Lagerung enthält es Empfehlungen zur Qualitätssicherung. In Niedersachsen regelt die Getreidedokumentation mit der Sortennachweiskarte die Vertragsbedingungen zwischen Landwirt und aufnehmender Hand. Eindringlich warnt das Landvolk vor weitergehenden Verpflichtungen. Insbesondere sollten Landwirte keinerlei Garantieerklärungen darüber unterschreiben, dass ihr Getreide frei von bestimmten Schadstoffen oder Verunreinigungen ist. Damit gehen sie ein unkalkulierbares Haftungsrisiko ein. Das Merkblatt kann unter https://www.landvolk.net/Mitgliederservice/Dokumente-Formulare/Hygiene.php heruntergeladen werden, weitere Beratung erteilen die Kreisverbände vor Ort.
Br