Legehennen Friedrich Habeney und sein Sohn Jan möchten im Külftal im Landkreis Hildesheim 39.900 Freilandhennen halten. Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen den geplanten Stall. Seit fast drei Jahren warten die Landwirte auf den Baustart.
Bereits im Herbst 2012 haben Friedrich Habeney und Sohn Jan die 16 Hektar Grünland angesät, auf denen ein Stall mit Auslauf für 39.900 Legehennen entstehen soll. Zwei Jahre lang wurde der Bauantrag für die Freilandanlage gründlich geprüft. Als die Baugenehmigung erteilt war, haben die beiden Landwirte gehofft, noch im Frühjahr 2013 mit dem Bau beginnen zu können. Doch die Bürgerinitiative „Keine Legehennenfabrik im Külftal“, angeführt von einer Verwaltungsrichterin aus dem Nachbardorf Rott, wehrt sich weiterhin vehement. Vier Bürger hatten gegen die Baugenehmigung Widerspruch eingelegt. Der wurde mittlerweile abgelehnt, daraufhin drohen die Stallgegner jetzt mit einer Klage. Sollte der Stall gebaut werden, wollen die Wortführer den Umgang mit organischen Düngern in der Region penibel prüfen und Verstöße anzeigen. Aus dem angesäten Gras wurde in diesem Sommer deshalb erst einmal Kuhfutter.
Seit Generationen
Hühner gehalten
Friedrich Habeney kann die Aufregung um den geplanten Stall nicht verstehen, zumal der Hof in einer Region mit einer sehr geringen Tierhaltung liegt. Schon der Vater des heute 62-jährigen Betriebsleiters hat Hühner gehalten. Mittlerweile sind es 800 Hennen. Die eine Hälfte in Kleingruppen, die andere Hälfte in Bodenhaltung. Mit den Kleingruppen war Jan Habeney anfangs gar nicht zufrieden. Als das Käfigverbot kam, musste der Stall umgerüstet werden. „Weil unser Betrieb zu klein war, mussten wir uns zunächst bemühen, überhaupt ein Angebot von einer Stall-baufirma zu bekommen“, berichtet der Junior. Mittlerweile haben sie die anfänglichen Schwierigkeiten aber weitestgehend gelöst.
Stammkunden werden immer älter
Trotzdem wünscht Jan Habeney sich für seine Zukunft und seine Hennen endlich die geplante Freilandanlage. „Wenn der Stall steht, werden am Hof keine Hennen mehr gehalten, das haben wir im Rahmen des Bauantrags zugesichert“, berichtet Friedrich Habeney. Zusammen mit seinem Sohn hatte er nach dessen Ausbildung überlegt, wie der 86-Hektar-Betrieb angesichts der allgemeinen Flächenknappheit zukunftsfähig aufgestellt werden kann. Auch Schweine wären grundsätzlich infrage gekommen, doch Legehennen liegen Beiden einfach mehr. Während seiner Ausbildung und bei einem Prakikum in Thüringen hat Jan Habeney verschiedene Haltungssysteme kennengelernt und sich intensiv mit der Eierproduktion und auch mit der Direktvermarktung befasst. Den Verkauf der rund 600 Eier, die ihre Hennen heute pro Tag legen, hat der 27-jährige Hofnachfolger bereits von seinem Vater übernommen. Viermal in der Woche lädt er die Eier
in seinen Passat und liefert sie an Kunden in der Umgebung. Die größte „Eiertour“ ist am Freitag. Doch die Kunden werden immer älter, kleine Läden in der Umgebung schließen. Ein benachbarter Bäcker verwendet die Eier zwar gerne für Backversuche und möchte die Landwirte in der Region unterstützen, für die breite Masse seiner Produkte kommt aber Flüssigei aus dem Bäckereigroßhandel zum Einsatz. „Die Leute kaufen heute überwiegend im Supermarkt“, weiß Friedrich Habeney. Dieser Tatsache stellen sich die Habeneys und möchten dort vermarkten, wo der Kunde kauft.
Weil der Hof nicht gerade in einer Metropolregion liegt, haben Vater und Sohn sich gegen eine direkte Belieferung von Supermärkten entschieden. Die rund 12 Millionen Eier, die sie im neuen Stall pro Jahr erwarten, wollen sie an einen Eierhändler verkaufen. Mit zwei LKW pro Woche rechnet Friedrich Habeney. Für kleine Mengen sei es wegen der Logistik schon jetzt schwierig, Kunden zu finden.
In ganz Deutschland und in den Niederlanden haben Friedrich und Jan Habeney sich Betriebe angeschaut und Anregungen für ihren Stall gesammelt. Auch Bio-Eier haben die beiden Landwirte in Erwägung gezogen. Aber hier ist der Markt mittlerweile gesättigt, meint Friedrich Habeney. Bei Freilandeiern sieht er nach wie vor Potenzial. Der Selbstversorungsgrad für Eier liege in Deutschland bei 60 bis 70 Prozent, Freilandeier seien gefragt. Genau dieses Marktsegment möchte Familie Habeney mit ihrem neuen Stall bedienen.
Tag der offenen Tür geplant
Obwohl ihr Bauvorhaben durch den Widerstand einzelner Bürger verzögert wird, suchen Habeneys den Kontakt zu Kunden und Interessierten. Einen Teil der Eier aus dem neuen Stall wollen sie weiterhin direkt in der Umgebung vermarkten. Obwohl Stallbauunternehmen wegen der Vorbehalte aus der Öffentlichkeit schon davon abgeraten hätten, planen sie im neuen Stall einen Besucherbereich und einen Tag der offenen Tür. Anders als bei einer kürzlich von der Bürgerinitiative organisierten Podiumsdiskussion stünden die Habeneys dann nicht in der Defensive, sondern wollen die tägliche Arbeit mit den Tieren offen und ehrlich vorstellen.
Vienna Gerstenkorn