Loslegen, dann ist „Günter“ chancenlos

Loslegen
Foto: Stephan

Arbeitnehmertag Sich selbst und andere motivieren, ja begeistern – dieses Thema hatte sich der 6. Arbeitnehmertag der Landwirtschaftskammer gestellt. Dabei gab es jede Menge praktische Tipps, wie sich der vielen Zuhörern nur allzu gut bekannte  „innere Schweinehund“ immer wieder bezwingen lässt.
Motivation war für die Teilnehmer ein ganz akutes Thema: Aufstehen zu früher Stunde, eine längere Anreise nach Hannover im zäh fließenden EuroTier-Verkehr – da wäre es durchaus verständlich, wenn der eine oder andere junge Nachwuchslandwirt etwas lustlos den Vortragssaal auf dem Messegelände betreten hätte.

Doch von Lustlosigkeit oder mangelnder Motivation war spätestens mit Beginn des Vortrags von Stefan Frädrich nichts mehr zu spüren. Der Motivationstrainer stellte locker und witzig die Mechanismen dar, die natürliche Motivation von Menschen im Allgemeinen und von Arbeitnehmern im Besonderen hemmen.
„Menschen sind von Grund auf motiviert“, sagte Frädrich. Für einen Arbeitgeber gehe es also gar nicht darum, seine Arbeitnehmer motivieren zu müssen, sondern ihren bestehenden inneren Antrieb nicht zu ersticken: „Zuckerbrot und Peitsche – das ist ein Rezept von gestern. Heute wissen wir, dass die ganze Kunst eines Chefs darin bestehen sollte, seine engagierten Mitarbeiter nicht zu demotivieren.“
Frädrich selbst hat ein sehr enges Verhältnis zu seinem inneren Schweinehund, den er Günter nennt. Inzwischen weiß er, wie ihm beizukommen ist. Sein Rat an die jungen Zuhörer, wie man „Günter“ besiegt und unbeliebte Arbeiten angeht: „Nicht warten, bis sich die Lust einstellt, sondern anfangen und Erfolg spüren – dann kommt die Motivation von allein.“

In der Podiumsdiskussion, an der neben Frädrich auch Professor Harald Grygo von der Hochschule Osnabrück, die Betriebsleiter Martin Roberg und Karsten Brokering, Harald Schaum aus dem Bundesvorstand der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt sowie Junglandwirtin Mareike Asmus und Azubi Jan Plescher teilnahmen, legte der Gewerkschafter gleich am Anfang den Finger auf wunde Punkte: niedrige Ausbildungsvergütungen, Defizite in der Ausbildung und ein vergleichsweise niedriges Lohnniveau. Dennoch wurde deutlich, dass sich die Grüne Branche in vielerlei Hinsicht in einer besonderen Situation befindet. Nicht zu verkennen ist ein bemerkenswert positiver Aspekt: Trotz des komplexen Spannungsfeldes, in dem sich Landwirte heute bewegen, sind sie sehr zufrieden mit ihrem Beruf. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Statistischen Bundesamtes sehen fast 95 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitnehmer ihre Arbeit als sinnvoll an.

Erstaunlich ist dies, weil Landwirte immer mehr und immer schneller wechselnde Auflagen erfüllen müssen – der Planungssicherheit ist das nicht zuträglich. Zudem steigen die Anforderungen der Verbraucher, die immer häufiger hinterfragen, wie Lebensmittel hergestellt werden.

Dr. Frädrichs Antwort auf die Frage eines Auszubildenden, wie man den Menschen in den Städten ein Bild von der Landwirtschaft und von der Motivation der Landwirte vermitteln könne, ist bei aller Einfachheit wegweisend für die Branche: „Wenn Ihr von Eurem Beruf überzeugt seid, dann müsst Ihr das weitersagen!“ Für den Motivationsprofi steht dabei eins fest: „Landwirtschaft ist sexy!“
cpi/ste