Mehr Vermutungen als Tatsachen

Mehr Vermutungen als Tatsachen - Foto: landpixel
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Rinderhaltung   Die Schlachtung hochtragender Rinder ist zu Recht ein sehr emotional besetztes Thema. Landvolk und DBV appellieren deshalb an die Tierhalter, verantwortungsbewusst und sorgfältig zu selektieren.

Hochtragende Tiere gehören nicht auf den Schlachthof. Auf diesen für alle Tierhalter gültigen Grundsatz hat das Landvolk Niedersachsen erneut hingewiesen. „Jeder Tierhalter muss sicherstellen, dass keine weiblichen Tiere, die hochtragend sind, zur Schlachtung kommen“, sagt Landvolkvizepräsident Heinz Korte. Danach sollten in erster Linie die Halter von weiblichen Rindern, dazu zählen Milch- oder Mutterkühe, aber auch Mastrinder, sich vor dem Schlachttermin vergewissern, dass die Tiere nicht tragend sind.

Forschen nach Gründen
In begründeten Ausnahmefällen, wie zum Beispiel nicht behandelbaren Eutererkrankungen, sollten die Landwirte den Schlachthof vorab informieren. Der Verband ist daher nach eigenen Angaben mit der Fleischwirtschaft im Gespräch, um dies über entsprechende Begleitpapiere sicherzustellen. Der Schlachthof kann sich dann gezielt auf die Schlachtung dieses Tieres vorbereiten.

Zurzeit arbeitet das Landvolk Niedersachsen in einer Arbeitsgruppe des Landwirtschaftsministeriums in Hannover mit. Hier soll den Gründen nachgegangen werden, warum einzelne Landwirte tragende Rinder dennoch zur Schlachtung geben. Davon erhofft sich der Verband konkrete Empfehlungen an die Praktiker, um die nicht beabsichtigte Schlachtung ausschließen zu können.
„Entgegen der in einzelnen Medienberichten geschilderten Zahl, handelt es sich hier tatsächlich um Ausnahmefälle“, schildert Vizepräsident Albert Schulte to Brinke den derzeitigen Erkenntnisstand. „Aber auch diese leider noch beobachteten Schlachtungen tragender Rinder wollen wir vermeiden. Wir appellieren daher eindringlich an alle Tierhalter, diese durch entsprechende Vorsorge und Sorgfalt tatsächlich auszuschließen“, sagte er. Das Landvolk hat im vergangenen Jahr entsprechende Rückmeldungen der Schlachtbetriebe an die Tierhalter angeregt, dies hat das QS-System inzwischen umgesetzt. Systematisches Fehlverhalten kann keinesfalls akzeptiert werden und muss zu Sanktionen führen.

Ausmaß noch unklar
Vor der am Dienstagabend ausgestrahlten ARD-Sendung „Report Mainz“ über tragende Kühe in deutschen Schlachthöfen hatte auch der Deutsche Bauernverband (DBV) nochmals klargestellt, dass eine Schlachtung hochträchtiger Kühe nicht vertretbar ist. In den zurückliegenden Monaten haben der Bauernverband und seine Landesbauernverbände Mitglieder und Tierhalter sensibilisiert, alle betrieblichen Möglichkeiten zu nutzen, damit hochtragende Tiere nicht geschlachtet werden. Über das tatsächliche Ausmaß fehlen aktuelle Untersuchungen, so dass derzeit mehr Vermutungen als Fakten vorliegen. Praxiserhebungen dazu laufen derzeit.

Am kommenden Montagabend bringt die ARD um 21.50 Uhr zudem in ihrer Reihe „Exclusiv im Ersten“ einen Beitrag mit dem Titel „Verheizt für billige Milch – Das Leiden der deutschen Turbokühe“. Zuschauerreaktionen nimmt der Sender hier entgegen:

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PI/red