EIN KOMMENTAR von Gabi von der Brelie
Für die Einen ist es eine Selbstverständlichkeit, Andere fühlen sich verunsichert, beim Stichwort Nachhaltigkeit fällt die Bandbreite der Reaktionen ungeahnt groß aus. Landwirte sehen sich zunehmend mit der Nachfrage von Verarbeitungs- und Handelsunternehmen oder Verbrauchern konfrontiert, wie nachhaltig sie auf ihren Höfen wirtschaften. Viele Bauern reagieren zu Unrecht verunsichert. Nach der gesellschaftlich mit großer Intensität, aber nicht immer mit sehr profundem Sachverstand geführten Diskussion zum Tierwohl, befürchten viele Praktiker, dass ein „neues Fass aufgemacht“ werden soll.
Überlässt die Landwirtschaft die Definition dessen, was nachhaltige Wirtschaftsweise ausmacht, tatsächlich anderen, dann könnten derartige Ängste zutreffen. Dann treten vielleicht einige für Jedermann nachvollziehbare Kriterien wie Weidehaltung oder gentechnikfreies Futter zu einseitig in den Vordergrund. Zu leicht machen es sich aber auch diejenigen, die der Land- und Forstwirtschaft das Adjektiv nachhaltig als selbstverständlich anheften. Ohne Zweifel darf Nachhaltigkeit jedoch, wie es kürzlich Landvolkpräsident Werner Hilse definierte, als „echte Herzensangelegenheit eines Landwirts“ bezeichnet werden. Die häufig Jahrhunderte lange Tradition eines Hofes steht nicht für den schnellen Gewinn, sondern viel mehr für behutsames Bewahren und Entwickeln.
Hier setzt die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen an. Siedefiniert das Thema Nachhaltigkeit jetzt gemeinsam mit den 11.000 Milchviehhaltern im Land und setzt eine große Bestandsaufnahme an den Beginn dieser Initiative. Die Mitarbeit der Milcherzeuger ist dabei unerlässlich und zweifelsfrei aussagekräftiger als theoretische Modelle oder Annahmen. Wenn sich jeder im Milchland Niedersachsen ein wenig Zeit für einen Fragebogen nimmt, kann die Milchwirtschaft schon bald einen ersten Statusbericht vorlegen und umfassend dokumentieren, wie verantwortungsbewusst auf den Höfen in Niedersachsen Milch erzeugt wird.
Die Landesvereinigung setzt nicht nur auf das Engagement der Milchviehhalter, sondern holt über das von Thünen-Institut renommierte wissenschaftliche Beratung hinzu. Diese enge Verzahnung spricht für praktische Umsetzbarkeit und Aussagekraft, sie garantiert zugleich die nötige Distanz. Nach dem Motto „Aus der Praxis, für die Praxis“ ist der Initiative viel Rückhalt auf den Höfen zu wünschen, damit glaubwürdige Ergebnisse den Grundstock für einen nachhaltigen Erfolg legen.
Gabi von der Brelie