Politikrisiko belastet Lanwirte

Politikrisiko belastet Lanwirte - Foto: LVN
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LVN Von einem „schwierigen Jahr“ sprach Jan Heusmann als Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft bei der Mitgliederversammlung in Altwarmbüchen. Nach Überzeugung von Landvolkpräsident Werner Hilse stellt die aktuelle wirtschaftliche Situation auf den Höfen sogar alles in den Schatten, was die Bauern bisher erlebt haben.

Einig waren sich beide in der Einschätzung, dass von der Landes- über die Bundesgesetzgebung bis hin zur europäischen Ebene viele Standards hochgesetzt werden, auf der anderen Seite aber die Preise leider stark unter Druck stehen. Ganz große Sorgen verursache die beabsichtigte NEC-Richtlinie zur Reinhaltung der Luft, nannte Heusmann dazu ein Beispiel. Aber auch die Wasserrahmenrichtlinie oder die Düngeverordnung würden zusätzliche Investitionen auslösen, die derzeit auf der Erlösseite nicht erwirtschaftet werden könnten. Er wünschte sich eine Honorierung der bisher bereits von den Landwirten umgesetzten Anstrengungen zu noch mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit.

Unisono forderten Heusmann und Hilse zudem mehr Anstrengungen der Bundesregierung zur Öffnung der Exportmärkte. „Sie sind für Niedersachsen enorm wichtig“, unterstrich Heusmann. Hilse sah Exportchancen sowohl für hoch veredelte Produkte als auch auf dem deutschen Markt nicht gefragte Erzeugnisse. Das Importembargo Russlands tue  „richtig weh“. Politische Unsicherheiten, die auch zu dem Embargo Russlands geführt haben, bezeichneten beide als großes Problem für die Landwirtschaft, Hilse sprach von einem „Politikrisiko“.  

Etwas klarere Aussagen hatten sich die gut 120 Mitglieder und Gäste von Maria Flachsbarth, parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, gewünscht. Sie äußerte sich in ihrem Grußwort lobend zu den Leistungen der Landesvereinigung, unter anderem deren Öffentlichkeitsarbeit und Initiativen zur nachhaltigen Milchwirtschaft. Sehr vage blieb sie dagegen in ihren Äußerungen zum Tierwohl. Auf der einen Seite stellte sie eher kritisch fest, bei diesem Thema sähen sich alle Mitmenschen befähigt mitzureden, auf der anderen Seite stufte sie das Tierwohl als gesamtgesellschaftliches Thema ein. Rinderhalter seien u.a. betroffen beim Verzicht auf das Enthornen der Kälber oder auch dem Ausstieg aus der Anbindehaltung von Rindern und Kühen. Konkret wurde die CDU-Abgeordnete aus der Region Hannover bei den Aussagen zur Milchpolitik und sprach sich klar gegen staatliche Eingriffe in den Markt aus.

Diesen geraden Weg bestreitet auch die niedersächsische Milchwirtschaft, wenngleich Vorsitzender Heusmann ihn als nicht immer einfach bezeichnete. Kritisch merkte er an, die versprochene sanfte Landung zum Ende der Quotenregelung sei leider schief gegangen. Umso mehr sei jetzt die Unterstützung der Politik notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe über weitere Auflagen nicht weiter einzuschränken. Für eine Erhöhung der Auszahlungspreise benötige Niedersachsen ein Plus bei den Käsepreisen.
Geschäftsführer Frank Feuerriegel prognostizierte den durchschnittlichen Auszahlungspreis für 2015 auf 27,65 ct/kg, neun Cent oder rund ein Viertel weniger als 2014 mit 36,61 ct/kg. Eine Trendwende am Markt sei leider noch nicht zu erkennen, trotzdem sieht er den Tiefpunkt überwunden, für Oktober haben die ersten Molkereien wieder einen Cent mehr ausgezahlt. Als großen Pluspunkt bezeichnete Feuerriegel das gute Image deutscher Milchprodukte in Auslandsmärkten sowie die große Angebotsvielfalt. Im Export seien Qualität und Sicherheit deutscher Milchprodukte gefragt, im Binnenmarkt stünden Nachhaltigkeit und Tierwohl im Vordergrund – eine echte Herausforderung für Erzeuger und Verarbeiter!
Br