Weizenvermarktung wird schwieriger

Weizenvermarktung wird schwieriger -

Getreiderundfahrt   Die Prognosen für die Getreideernte 2015 waren im Mai noch sehr optimistisch, dann kamen Trockenheit und Wärme. „In der Hitze sind unsere Erwartungen endgültig zusammengeschmolzen“, sagt Jürgen Hirschfeld.

Anlässlich der alljährlichen Getreiderundfahrt des Landvolks Niedersachsen vergangenen Mittwoch in Sulingen gab der Vorsitzende des Ausschusses Pflanzenbau im Landvolk Niedersachsen Hirschfeld eine Ernteschätzung ab. Er erwartet mit etwa sechs Mio. t eine allenfalls durchschnittliche Getreideernte in Niedersachsen. Die Qualitäten seien allerdings noch nicht einzuschätzen. Die Roggenernte hingegen werde unterdurchschnittlich ausfallen, da sich die Beregnung wegen der schlechten Preise nicht lohne und die Pflanzen regional verheerende Trockenschäden aufweisen, erklärte er. Einige Roggenbestände wurden bereits als Ganzpflanzensilage für Biogasanlagen geerntet.

Beregnung ist wichtig

„Die Beregnung in Niedersachsen ist immens wichtig, das hat dieses Jahr uns wieder gezeigt“, sagte Hirschfeld und forderte die Landwirte auf, langfristige Strategien zur Wasserversorgung zu entwickeln. Die Landwirte bräuchten jedes Jahr mehr Wasser, sie müssten sich Gedanken über die Bereitstellung machen. Vor allem die Rückführung aus den Ballungszentren sei für die Wasserversorgung in der Fläche von großer Bedeutung, erläuterte Hirschfeld. „Ohne Beregnung könnten wir den Ackerbau nordöstlich von Hannover einstellen“, sagte auch Alfred Reisewitz, Getreidehändler der Agravis AG. Er erwartete ebenfalls eine nur durchschnittliche Ernte, jedoch beim Export eine angespannte Konkurrenzsituation. Frankreich werde vermutlich deutlich mehr ernten als im Vorjahr. Wegen schlechter Qualitäten konnten die Franzosen Nordafrika im Vorjahr nicht wie gewohnt beliefern, und Deutschland exportierte 2014 fast drei Mio. t Weizen nach Algerien und Marokko. In diesem Jahr dürften aus Deutschland wahrscheinlich unter 100.000 t kommen, und auch die Ukraine und Russland drängen auf den Markt.

Vermarktung spannend

Spannend bleibt für die niedersächsischen Landwirte deshalb wieder einmal die Preisentwicklung. Nach einer längeren Phase fallender Kurse hat sich der Weizenpreis aktuell stabilisiert. „Die Anbauer haben in diesem Jahr vergleichsweise wenige Vorkontrakte geschlossen und auf bessere Preise gewartet.“, verdeutlichte Konrad Weiterer, Präsident des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft. Wegen der steigenden Preisen sicherten derzeit viele Landwirte einen Teil ihrer Ernte mit Vorkontrakten ab. Die Einkäufer des Handels und der Verarbeitungsunternehmen hingegen hätten lange abgewartet und auf weiter fallende Preise gehofft.

Aktuell befürchtete Ernteausfälle in den USA und die europaweite Hitzewelle hätten diesen Trend jetzt umgekehrt. Insgesamt werden in Niedersachsen in diesem Jahr auf mehr als 846.000 ha Getreide angebaut, ein Plus zum Vorjahr von 30.000 ha. Wie auch immer die Ernte ausfallen wird, die Versorgung des Marktes und damit aller Verbraucher wird sicher gestellt sein, waren sich alle Teilnehmer aus Landwirtschaft, Handel und Verarbeitungsunternehmen an der Rundfahrt einig.

Verärgert zeigten sich einige über die Diskussionen zu Rückständen von Pflanzenschutzmitteln, vor allem von Glyphosat. Moderne Produktionstechnik gewährleiste trotz widriger Witterungsbedingungen eine hohe Ertragssicherheit!“.
Heike Bollmann