Das Bioenergiedorf Jühnde ist der Pionier

Das Bioenergiedorf Jühnde ist der Pionier - Foto: BMEL
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L P D – 15 Bioenergiedörfer gibt es in Niedersachsen, weitere neun Dörfer befinden sich nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auf dem Weg dorthin. Jühnde übernahm als erstes Bioenergiedorf Deutschlands bereits 2005 die Vorreiterrolle für inzwischen bundesweit 160 Projekte, berichtet der Landvolk-Pressedienst. Gerade feierte Jühnde den zehnjährigen, erfolgreichen Dauerbetrieb mit der Fachtagung „10 Jahre Bioenergiedörfer“.

Die Akteure schilderten ihre Erfahrungen einer nachhaltigen Energieversorgung und stellten die anstehende Erweiterung der Biogasanlage vor: Durch eine bessere Nutzung der Abwärme soll der Wirkungsgrad von 68 auf 100 Prozent steigern. Außerdem soll die Biogasanlage flexibler werden. Im Winter, bei hohem Strom- und Wärmebedarf, soll sie ihr gesamtes Potenzial ausschöpfen, im Sommer dem Bedarf entsprechend gedrosselt werden. „Diese Flexibilisierung stelle hohe Anforderungen an das Management“, räumt Eckhard Fangmeier ein. Der Sprecher der Bioenergiedorfgenossenschaft möchte die Chancen in Jühnde nutzen, die sich aus der Novellierung des EEG 2014 und der Flexibilisierungsprämie ergeben. Für das Jahr 2016 ist der Bau eines neuen Fermenters geplant, um genügend Gärreste lagern zu können. Der bisherige Fermenter wird dann zum Nachgärer. Eine weitere Siloplatte zur Verbesserung der Lagerkapazität von Maissilage ist ebenfalls in der Planung.

Die 800 Einwohner des kleinen Ortes im Landkreis Göttingen erhalten ihre Wärme aus der 700 kW-Biogasanlage und einer 550 kW Holzhackschnitzelheizung. Die größte logistische und finanzielle Herausforderung der Bioenergiedörfer ist die Wärmeverteilung. Aktuell wurde der Speicher von 100.000 auf 200.000 Liter erweitert. Über ein 5,5 Kilometer langes Nahwärmenetz werden die 145 Haushalte in Jühnde mit 3,5 Millionen kWh Nahwärme jährlich versorgt. Die Kosten für das Wärmenetz und die Verteilung werden über den Verkauf der fünf kWh Strom gedeckt. Anlagenbetreiber ist eine Genossenschaft mit 195 Mitgliedern. Der Landkreis Göttingen hat sich mit diesem ersten Bioenergiedorf zur Bioenergieregion etabliert und vier weitere Projekte in Barlissen, Wollbrandhausen, Krebeck und Reiffenhausen auf den Weg gebracht. (LPD 60/2015)