Geflügelhaltung vereint Tierwohl und Klimaschutz

Christoph Klomburg
Christoph Klomburg beteiligt sich an der Tierhaltungsform der Initiative Tierwohl und dem staatlichem Tierhaltungskennzeichen Foto: LWK Niedersachsen

Der 19. März ist der Tag des Geflügels – Gute Stimmung unter den Tierhaltern

L P D – Die Seiten des Stalls sind offen, sodass immer frische Luft hineinströmt, der Boden ist dick mit Stroh eingestreut und die Puten picken an eigens dafür bereit gestellten Picksteinen oder beschäftigen sich mit den zahlreichen Strohraufen. „Das ist einfach eine schöne Tierhaltung“, fasst Christoph Klomburg aus Syke zusammen. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Mittelweser ist auch Vorsitzender der neu gegründeten AG Geflügel im Landvolk Niedersachsen. Dort wollen sich Geflügelhalter aus Niedersachsen regelmäßig austauschen, um ihre Anliegen dann in den Fachausschuss des Deutschen Bauernverbands einzubringen, in dem Klomburg ebenfalls Vorsitzender ist.

Zurzeit ist die Stimmung gut: „Geflügelfleisch ist im Aufwind“, freut sich Klomburg. Besonders Hähnchenfleisch werde zunehmend nachgefragt. Der Marktbericht des Deutschen Bauernverbands belegt diesen Trend: „Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg von 2023 auf 2024 um ein Kilogramm auf 20,9 kg“, heißt es dort. Der Putenfleischmarkt stagnierte dagegen mit 4,6 kg pro Kopf aufgrund begrenzter Bestände. „Die Haltung der Puten ist anspruchsvoll“, sagt Klomburg, dessen Familie sich seit mehr als 30 Jahren mit den Tieren beschäftigt. Missen möchte er die imposanten Tiere auf seinem Hof trotzdem nicht. Besonders froh ist er daher auch, dass Niedersachsen in Bezug auf die Geflügelpest bislang glimpflich durch den Winter gekommen ist. „Es haben sich alle an die strengen Hygienemaßnahmen gehalten“, ist der Tierhalter erleichtert.

Klomburg beteiligt sich an der Tierhaltungsform der Initiative Tierwohl. Sie ordnet seit einigen Jahren die vorhandenen Label in mittlerweile fünf Haltungsformstufen, um dem Verbraucher ein transparenteres Kennzeichnungssystem mit weniger Labeln auf der Verpackung anzubieten. „Neben dem zusätzlichen Platz und den Außenklimareizen kommen ab diesen Sommer Strohballen als Aufsitzmöglichkeit dazu, um den Stall noch besser zu strukturieren“, plant der 42-Jährige. Dann hätten die Tiere die Möglichkeit, hochzuspringen und über das Gelände zu schauen.

Weitere Schritte, die mit mehr Bauaufwand und zusätzliche Genehmigungen verbunden seien, wie ein Wintergarten oder sogar Auslauf, müssten in Ruhe abgewogen werden. „Dafür muss erst der Absatz gesichert sein“, stellt Klomburg klar. Derzeit stamme 90 Prozent des Geflügelfleischs aus Haltungsstufe 2, in Kantinen oder Restaurants werde jedoch leider meistens noch nicht die Haltungsformstufe ausgezeichnet, sodass dort zum Teil auch günstigere Importe zum Einsatz kämen.

Neben dem Wohl der Tiere ist dem Landwirt die Klimabilanz seiner Arbeit wichtig. „Das ist ein großes Pfund, mit dem Geflügelhaltung wuchern kann“, sagt Klomburg. Denn pro Kilogramm Fleisch brauchen Hähnchen und Co weniger Futter als andere Tierarten. „Effizienz ist gleichbedeutend mit klimaschonend“, lautet seine Einschätzung. Darüber hinaus ist sein Ziel, dass die Kreisläufe auf seinem Hof rund laufen. Er füttert den eigenen Weizen, streut mit dem eigenen Stroh ein und verteilt den Mist im Anschluss an die fünfmonatige Mast der Hähne und die viermonatige Mast der Hennen wieder auf seinen Äckern. Der Strom wird auf den Dächern des Stalls mittels Photovoltaikanlage produziert. „Nur bei der Wärme sind wir noch nicht autark“, bedauert Klomburg. Denn in der vierwöchigen Aufzucht wollen auch Puten es kuschelig warm haben. (LPD 22/2025)

Redakteurin

Wiebke Molsen

T: 0511 – 3670476

E-Mail-Kontakt