„Gerste als Erste“

Gerste als Erste - Landvolk
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L P D – „Gerste als erste“ – mit dieser Eselsbrücke haben Generationen von Landwirtschaftsschülern sich die Erntereihenfolge gemerkt. Aktuell leuchtet die Gerste goldgelb auf den Feldern, Anfang Juli wird die Kornreife abgeschlossen sein. Mit dem Drusch der Gerste beginnt das Erntejahr 2019. Nach Umfragen unter Landwirten ist ein durchschnittliches Jahr zu erwarten, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.

Vergangenes Jahr gab es deutlich mehr Sommergerste als in anderen Jahren. Der Herbst 2017 war zu nass und machte die Aussaat der Wintergerste fast unmöglich. Die Sommergerste fungierte im Frühjahr 2018 als „Notnagel“, die Anbaufläche stieg um mehr als Doppelte auf 85.000 Hektar (ha). Die Ernte der Sommergerste floss aufgrund der niedrigen Ernte insgesamt vielfach in die Verfütterung und diente auch hier als „Notnagel“. Aktuell beziffert die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des niedersächsischen Braugerstenanbaues die Anbaufläche für Braugerste auf 36.500 ha, das wäre wieder „Normalmaß“, Niedersachsen bleibt aber im Vergleich mit den süddeutschen Erzeugungsregionen eher ein kleines Braugerstenland. Sommergerste muss besondere Qualitäten erreichen, um als Braugerste veredelt zu werden. Sie darf nicht zu viel Eiweiß als Inhaltsstoff im Korn enthalten, deshalb wird der Bierrohstoff nur verhalten gedüngt. Die Beregnung sorgt für die von den Mälzern favorisierten dickbauchigen Körner. Dieser Aufwand hat seinen Preis, er sollte für Braugerste einen Preisabstand zur Futtergerste von 30 bis 40 Euro je Tonne erreichen und damit auch das höhere Anbaurisiko abdecken.

In wenigen Tagen wird die Gerste erntereif sein. Die gegenwärtige Hitzewelle wird der Gerste nur noch wenig schaden können. Bei den anderen Getreidearten wie Weizen, dem Futtergetreide Triticale – einer Kreuzung aus dem anspruchslosen Roggen und dem ertragreichen Weizen – oder Kulturpflanzen wie Kartoffeln, Rüben und Mais wird sich die Witterung noch deutlich stärker auf den Ertrag und auch die Qualität der Ernte auswirken. Regen ist bei Weizen, Roggen und Triticale beispielsweise für die Kornausbildung dringend nötig, große Hitze beeinträchtigt aber auch Hackfrüchte wie Zuckerrüben und Kartoffeln. (LPD 47/2019)