Erdbeerbauern unzufrieden – Wetter und Preise sind zu turbulent
L P D – Bislang kamen sie aus Chile oder Peru, nun beginnt auch in Niedersachsen die Heidelbeerernte im Freiland. Mittendrin ist bereits die Familie Wehenpohl aus Vechta, die im vergangenen Jahr Heidelbeerpflanzen in Folientunnel gepflanzt hat. Damit sind sie eine der wenigen Landwirte in Niedersachsen, die Heidelbeeren ausschließlich aus dem geschützten Anbau ernten. „Das war schon eine große Herausforderung“, sagt Ann-Kathrin Wehenpohl. Besonders die heißen Temperaturen hätten sich im Folientunnel noch summiert und die Früchte unter Stress gesetzt. „Ohnehin war im zweiten Anbaujahr noch nicht mit einem Vollertrag zu rechnen“, erläutert die Agraringenieurin die Unwägbarkeiten, die mit einem neuen Betriebszweig einhergehen.
Trotzdem will sich die Familie mit Pfirsichen, Nektarinen und Aprikosen weitere Nischen eröffnen, um den Hof neben Erdbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren breiter aufzustellen. „Bei den Erdbeeren wird der Anbau aufgrund der politischen Rahmenbedingungen immer schwieriger“, sagt Wehenpohl, die die süßen Früchte vor allem an den Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Sie ist sich sicher, dass die deutschen Obstbauern langfristig nicht mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten können.
„Es ist ein sehr schwieriges Jahr“, bestätigt Fred Eickhorst von der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer. Problematisch sei vor allem, dass der Lebensmitteleinzelhandel die Preise, die er erziele, zum Großteil für sich behalte. „Da wird ein Schälchen Erdbeeren für 2,50 Euro verkauft und der Bauer bekommt weniger als einen Euro“, nennt er den Hauptgrund für die Unzufriedenheit der Anbauer. Diesen enormen Mitnahmeeffekt habe er so noch nicht erlebt. „Das ist doch eine Frechheit“, fasst er zusammen. Immer mehr niedersächsische Landwirte fokussieren sich daher auf den Anbau im Folientunnel mit gesteuerter Bewässerung und Düngung im Substrat, um durch eine frühzeitige Ernte höhere Preise zu realisieren. „Wir versuchen den Anbau der Heidelbeeren mithilfe von Beratern immer weiter zu verbessern“, sagt Wehenpohl optimistisch. Der Hof entferne sich damit nach diesem katastrophalen Erdbeer-Jahr weiter von der Spezialisierung. Vor allem, damit sich die Erlöse der verschiedenen Standbeine untereinander ausgleichen und den Kunden auch in Zukunft noch Früchte aus der Region angeboten werden können. (LPD 49/2021)